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    The Waterboys
    A Rock In The Weary Land

    VÖ: 25.09.2000 | Label: RCA/BMG
    3 / 12

    4-Ohren-Test

    Mir völlig schleierhaft, warum fast die komplette VISIONS-Redaktion plötzlich auf abgehalfterte Achtzigerjahre-Überbleibsel der Marke Waterboys steil geht. Bei Siepe mag das ja altersbedingt noch nachvollziehbar sein, aber warum unser Berufspunkrocker Neumayer, der mir angesichts des Morgan-Albums ein verächtliches „Hippiedreck“ vor die Füße rotzte, hier plötzlich schwach wird, will sich mir nun überhaupt nicht erschließen. Denn „A Rock In The Weary Land“ ist genau das: Aufgeblasene Hippie-Kacke für nostalgisch veranlagte Sesselpupser. Die Songs gniedeln dabei entweder unspektakulär folkrockig vor sich hin oder sind aufgeblasener Stadionpo(m)prock, der von musikalischen Verbrechern wie den Simple Minds gar nicht so weit entfernt ist. Ganz besonders schlimm wird’s beim Rausschmeißer „Crown“, wo die Band mal richtig experimentell losrocken will und das Stück zu einer ganz elendigen Prog-Rock-Schmonzette aufbläst. Aber zum Abgewöhnen sind eigentlich schon sämtliche Songs vorher, denn immer dann, wenn sich Mike Scott furchtbar angestrengt die Töne rauspresst und dabei Emotionalität mit Rod Stewart-Timbre verwechselt, dreht sich einem der Magen um. Um da von Hymnen zu reden, muss man die 30 definitiv weit hinter sich gelassen haben. 3

    Nach zwei Solo-Ausflügen präsentiert uns Mike Scott sechs Jahre nach „Sunflowers“ das überaus gelungene Comeback der Waterboys. „Bring Em All In“ und „Still Burning“ waren schöne, sehr ruhige und persönliche Alben, mit denen Scott aber auf kaum öffentliches Interesse stieß. Das dürfte sich mit „A Rock In The Weary Land“ wieder ändern. 17 Jahre nach dem selbstbetitelten Debüt, das mit „A Girl Called Johnny“ einen auch heute noch nicht vergessenen Hit enthielt, und 15 Jahre nach dem kommerziellen Höhepunkt „This Is The Sea“ (inklusive dem Smash-Hit „The Whole Of The Moon“) schimmert heute bei den Waterboys zwar öfter mal die Elegie des Alters durch, z.B. beim akustischen „Malediction“ oder dem epischen Titeltrack, der durch den Londoner Community Gospel Choir zur großen Hymne wird. Aber melancholisch war die schottische Rocklegende schon immer, und von nachlassender Kraft oder Intensität ist absolut nichts zu spüren. Im Gegenteil, der Opener „Let It Happen“ ist ein kontinuierlich wachsender Rocksong, der die Band von ihrer exzessiven, noiseverliebten Seite zeigt, und „Is She Conscious?“ zeigt einmal mehr, dass Mike Scott nicht nur ein großartiger Sänger, sondern auch ein ebensolcher Songwriter ist. „We Are Jonah“ klingt irgendwie vertraut, aber das liegt wohl einfach an der Zeitlosigkeit der Melodie, und zumindest im United Kingdom dürfte ihnen damit ein kleiner Hit beschert sein. Ansonsten ist diese Platte nicht für die große Masse, aber in jedem Fall ein willkommerner Begleiter durch die trübe Jahreszeit. 9

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