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    Everlast
    Eat At Whitey’s

    VÖ: 16.10.2000 | Label: Tommy Boy/Eastwest
    Text: Christian Kruse
    Platte des Monats
    Everlast - Eat At Whitey’s

    Was ein Herzinfarkt so bewirken kann. Den gesundheitlichen Wake-Up Call der heftigen Sorte gut überstanden, hat Everlast seine Konsequenzen gezogen und ist dem großen Soul noch ein Stückchen näher.

    Während die halbe Welt beim Release von „Whitey Ford Sings The Blues“ noch überrascht und begeistert ob der enormen Spannweite der Everlastschen Flügel war, musste der ehemalige House Of Pain-Rupperich bei diesem zweiten Album selbstgesteckte Messlatten überwinden und beweisen, dass er weder Eintagsfliege noch Aufderstelletreter ist. Also macht Everlast das, was ein vom Leben reich mit Erfahrungen gesegneter Mensch tun kann: Er lässt uns teilhaben. „Eat At Whitey’s“ als Titel sagt aus, was diese wunderbare Zusammenstellung ausmacht: Man kommt sich vor, als könne man sich in eine gemütliche Ecke setzen und die Karte studieren, um dann ein Menü zu wählen, das den Chef De Cuisine in all seiner Kunstfertigkeit präsentiert. Everlast ist weiterhin der bärbeißige Ire, inzwischen aber mindestens ebenso der spirituelle white nigger, der scheinbar ohne große Anstrengung genau die fast religiöse Atmosphäre zaubert, die denjenigen, die den Blues nicht nur vom Hörensagen kennen, vorbehalten scheint. Außerdem erlauben ein Grammy und einige Millionen verkaufter Platten wahrscheinlich auch das nötige Budget und die Kontakte, um dem eher nebenbei Musik hörenden Mainstreampublikum etwas zu geben, worauf sie seit Jahrzehnten vertrauen: Rotzbremse Carlos Santana, Soul-Diva Merry Clayton und N’Dea Davenport sind schon hohe Hausnummern. Dazu kriegt der junge Kappenträger eine Lektion in Sachen Rap-Gewaltigkeit und darf sich über den alten Soul Assassin B-Real und den unglaublichen Rahzel von den noch göttlicheren The Roots um den Kinnbart schmieren lassen. Chartsingles? Kein Problem: „Black Jesus“, „Black Coffee“, „Love For Real“ und „Mercy“ alleine würden schon reichen, und was die bloße Videopräsenz von Santana bei „Babylon Feeling“, dem einzigen mittelmäßigen Track der Platte, bewirken dürfte, kann „Tommy Boy“ sich schon mal in Aktien umwandeln lassen. Fazit: Everlast entwickelt sich zum Phänomen, der jenseits aller Integritätsdiskussion großartige Platten mit ungeheurem Massenpotential veröffentlicht. Dafür großen Respekt.

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