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    Elder
    Innate Passage

    VÖ: 25.11.2022 | Label: Stickman/Soulfood
    Text:
    Elder - Innate Passage

    In Grimms Märchen siegt das tapfere Schneiderlein über den starken, aber dummen Riesen. Nicht physisch, sondern mit Cleverness und Schlagfertigkeit. Auch Elder wissen, wie man Wasser aus Steinen drückt. Es war einmal eine Stoner-Rock-Band, die auszog, aus allem das Beste zu machen.

    Seit etwa drei Jahren tut die Band das von Berlin statt Massachusetts aus. Schon „Omens“ hat 2020 klargemacht, wohin es Elder derweil musikalisch führt: immer weiter weg von den Begrenzungen des profanen Stoner Rock, hin zu progressivem Denken sowie den superfluiden Strukturen des Post- und Space-Rock. Songs unter zehn Minuten Spielzeit hatten schon auf „Omens“ schlechte Karten. „Innate Passage“ erzählt auf dem achten Album der Band ebenfalls lieber lange Traumgeschichten als billige Pointen. Das Magische an Elder ist, dass alle mentalen Korridore des üblichen Zeitempfindens hier schnell licht und irgendwann unsichtbar werden. Waren das nun fünf oder zehn Songs – oder nur einer? Es ist am Ende egal, denn die tapferen Schneiderlein verstehen ihr Handwerk. Niemals kämen Sänger und Gitarrist Nick DiSalvo sowie der zweite Gitarrist Mike Risberg auf die Idee, ihre Stoffe stumpf übereinander zu nähen. Das wäre eine traurige Verschwendung. Stattdessen weben die beiden Texturen, die zusammen mit den bei Elder immer präsenter werdenden Mellotron-Sounds orchestrale Flächen ausbreiten, die auch Opeth regelmäßig aus dem Zauberkasten holen. Klassisches Riffing dominiert allenfalls die ersten Zentimeter des Openers „Catastasis“, einem wundersamen Pilz, der über seinem hohem Stiel so irre Wendungen im Arrangement vollzieht, dass das Kurzzeitgedächtnis bei der Kartierung des Songs nicht mehr mitkommt. Wenn Elder Architekten wären, sähen ihre Gebäude wohl aus wie Hundertwasserhäuser mit Mäuselöchern als Eingang. „Coalescence“ stülpt dieses Bauprinzip von innen nach außen. Ein Hologramm-haftes Gitarren-Picking von DiSalvo rollt den Teppich aus für flotte Kopfnicker-Beats, die ähnlich gut ausgewuchtet dahinrollen wie bei Maserati, den AC/DC des Post-Rock. Statt immer weiter zu eskalieren, macht der Song Platz für einige Pop-Kadenzen, die schon ohne einen Mucks Gesang nach Hit klingen. „Endless Return“, ebenfalls ein Tatzelwurm von nahezu zehn Minuten Spielzeit, windet sich schlangenartig, aber ohne jede Tötungsabsicht um den Hörer. In diesem relativ gesangslastigen Kapitel zeigt sich, wie stimmverwandt DiSalvo und Jason Shi (ASG, Wildlights) sind. Elder gelingt auf „Innate Passage“ eine ähnliche Genre-Transformation wie dem Ex-Stoner Josh Homme, wenn auch mit völlig anderen musikalischen Reisezielen.

    weitere Platten

    Omens

    VÖ: 24.04.2020

    Lore

    VÖ: 27.02.2015

    Dead Roots Stirring

    VÖ: 21.10.2011

    Elder

    VÖ: 01.01.2008