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    King Gizzard & The Lizard Wizard
    Changes

    VÖ: 28.10.2022 | Label: KGLW
    Text:
    King Gizzard & The Lizard Wizard - Changes

    Drei Platten in einem Monat. Die australischen Psych-Könige machen sich in jeder Hinsicht der Maßlosigkeit schuldig. Andererseits: Warum eigentlich nicht?

    Während im Minutentakt die Devise „Gürtel enger schnallen!“ ausgegeben wird, macht das Sextett aus Melbourne das Gegenteil: Stu Mackenzie & Co. veröffentlichen binnen eines Monats gleich drei Platten – und glücklicherweise stehen sie am Ende nicht ohne Hosen da. Passiert einem leicht, ohne Gürtel. Beachtlich ist das Selbstverständnis der Australier dennoch, die seit 2012 nun 23 Platten veröffentlicht haben. Höhepunkt: 2017, da waren es fünf Platten in einem Jahr. Ab und an mal ehrlich sein, hilft trotzdem: Die Grenzen inzwischen Jazz, Improvisation und der Pausenmelodie im hessischen Rundfunk sind fließend beziehungsweise reine Definitionsgeschichte. Der Spaß am jazzy Psychrock der Australier beläuft sich da größtenteils darauf, dass die Gizz-Heads erneut die Geniali- und Musikalität loben werden, und alle anderen nebenher gähnend den Haushalt erledigen. Das hier ist gleichermaßen Service am Liebhaber wie auch am Zyniker. Jedoch im Titelstück „Changes“ unvermittelt in einen R’n’B Teil zu gleiten, ist ziemlich sexy. Lassen wir als Alleinstellungsmerkmal gelten, selbst wenn die Australier kurz danach wieder haarscharf am Jingle fürs Telekolleg Mathematik vorbeischrammen. Selbst an der Grenze zwischen 70ies-Softrock und Eisdisco in den 80ern hauen die Australier Pflöcke in die Gemarkung: „Gondii“ und „Hate Dancing“ funktionieren mit fast frivoler Hüfte, Disco Flair, Pop Chuzpe – und das trotz der teils überbordenden Selbstdarstellung. Denn auch das ist eine Wahrheit über die Australier: An manchen Tagen kann dieser exaltierte Quatsch die schlimmste Musik der Welt sein. Aber tags darauf ist klar: Wenn die Typen sensationell via Gitarrensolo aus „No Body“ rausgehen, werden die Eagles und gleichzeitig Pink Floyd in ihr verkacktes Glanzpapier rückverpackt und abgefackelt. Falls es hier einen ernsthaften Vorwurf zu formulieren gibt, dann höchstens den, dass Common oder Mos Def über das lässige „Exploding Suns“ hätten rappen sollen – saugut ist es auch ohne sie, klar. Doch bei all dieser Maßlosigkeit wäre es nur konsequent gewesen. Verzeihung, aber das ist Fummelmusik für die besonderen Abende. Die Querflöte und der Funk von „Astroturf“ erinnern indes an Gil Scott-Heron minus Drama – und vielleicht ist das eines der kleineren Probleme von King Gizzard & The Lizard Wizard: Sie sind null abgefuckt, eher nerdy. Doch sie sind eben die Band, die man je nach Tageslaune preisen oder verfluchen kann. Verdammte Ambivalenz. Geil eigentlich.

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