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    The Afghan Whigs
    How Do You Burn?

    VÖ: 09.09.2022 | Label: BMG/Warner
    Text:
    Platte des Monats
    The Afghan Whigs - How Do You Burn?

    Auf dem dritten Album der zweiten Bandphase verfeinert Bandchef Greg Dulli die musikalische Sprache der Afghan Whigs: Auf gewaltigen Indierock folgen Momente der Ruhe – die Spannung, die durch diese Bipolarität entsteht, ist bemerkenswert und macht „How Do You Burn?“ zu einer der besten Platten der Band überhaupt.

    In den 10er Jahren startete eine Reihe von 90er-Bands eine zweite Karrierephase. Einige wie Blur oder The Verve beließen es bislang bei einem Album, andere wie die Tindersticks haben in ihrem zweiten Frühling den Output des ersten bereits übertroffen. Wieder andere wie Suede arbeiten daran, The Afghan Whigs auch. Bis 1998 veröffentlichte die Band sechs Platten (wobei die erste „Big Top Halloween“ 1988 noch unter dem Radar lief und zwar zu Recht), 2014 formierte Chef Greg Dulli die Gruppe neu, es folgten das wuchtige „Do To The Beast“ (2014) und „In Spades“ (2017), danach ließ Dulli das Soloalbum „Random Desire“ folgen. Seltsam: Längst sind die Afghan Whigs seine Band, doch braucht er den Namen und die damit einhergehende Dynamik, um Songs zu schreiben, zu arrangieren und zu singen, denen das gelingt, was auch die meisten Stücke von „How Do You Burn?“ auszeichnet: für einen Moment sprachlos zu machen. Der Einstieg ist grenzwertig, die Gitarren zu Beginn von „I’ll Make You See God“ klingen wie in Wacken vom Feld gepflügt. Doch im Grunde ist es egal, wie ein Afghan-Whigs-Stück beginnt, ob mit polternden Drums, dröhnenden Bässen oder eben einer Hardrock-Gitarre: Dulli nutzt diese Struktur, um auf ihr seine Volten zu schlagen. Die Vision der Band war von Beginn an, Black Sabbath und Marvin Gaye zu vereinen, bei „I’ll Make You See God“ gelingt das bemerkenswert gut – und schon haben die Afghan Whigs einen perfekten Song im Repertoire, um ihre Gigs zu eröffnen: Nach „I’ll Make You See God“ ist alles gesagt, dabei ist das erst der Anfang.

    Wie auf den anderen großen Alben dieser Band, auf „Gentlemen“ von 1993 oder „Black Love“ von 1996, weiß Dulli, was nach einem solchen Brecher zu tun ist: Er nimmt kurz den Druck raus. „The Getaway“ beginnt beinahe schwelgerisch, doch liegt in der Fluchtgeschichte eine Dramatik, die sich langsam, sicher und unwiderstehlich entfaltet. Die dunkle Stimme, die man im Hintergrund vernimmt, gehört Mark Lanegan, Dullis Freund und Wegbegleiter bei den Gutter Twins. Erstaunlich genug, dass er hier zum ersten Mal überhaupt im Kontext der Afghan Whigs zu hören ist. Er war es auch, der Dulli den Albumtitel „How Do You Burn?“ vorschlug. Das Album ist damit auch eine Hommage an den im Februar verstorbenen Sänger.

    Seit jeher sind die Gaststimmen ein wichtiges Element bei den Afghan Whigs. Dullis Kontaktliste ist gut bestückt und er macht Gebrauch davon. Beim unterschwellig treibenden „Catch A Colt“ singt Susan Marshall so kraftvoll, wie sie es schon in der Soul-Hommage 1965 getan hat, die die Afghan Whigs 1998 aufnahmen. Bei „Jyja“, das nach im Sumpf gestrandeten The Cure klingt, singt Van Hunt mit, bei der nächtlichen Erzählung von „Domino And Johnny“ übernimmt Marcy May die weibliche Hauptrolle; Fans kennen ihre Stimme vom „Gentlemen“-Highlight „My Curse“. Diese neue Ballade über fatale Verluste im Schatten einer großen Liebe ist keinen Deut schwächer: Musik, deren Kraft zum Himmel schreit – und dort auf die offenen Ohren der schwarzen Engel trifft.

    weitere Platten

    In Spades

    VÖ: 05.05.2017

    Do To The Beast

    VÖ: 11.04.2014

    1965

    VÖ: 19.10.1998

    Black Love

    VÖ: 08.03.1996

    Gentlemen

    VÖ: 05.10.1993

    Congregation

    VÖ: 31.01.1992

    Up In It

    VÖ: 01.04.1990

    Big Top Halloween

    VÖ: 01.02.1988