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    Arcade Fire
    We

    VÖ: 06.05.2022 | Label: Columbia/Sony
    Text: André Bosse
    Arcade Fire - We

    Zusammen mit Produzent Nigel Godrich finden die Kanadier zurück in die Spur.

    Die Jahre nach 2010 sind für Arcade Fire nicht ideal verlaufen. Nach drei brillanten Alben im Dreijahresrhythmus verzettelte sich die Band mit „Reflektor“ (2013) und landete mit „Everything Now“ (2017) in der Sackgasse: Zwischen ABBA-Zitaten und Funk-Imitat wirkten die Indie-Superstars blass. Das Interesse der Fans sank, „Everything Now“ verlor rasch seine Wirkung. Finger hoch, wer Arcade Fire seitdem wirklich vermisst hat! Der Band selbst bot diese Entwicklung eine Chance. Auf der Schwelle in die 20er Jahre verlangte niemand mehr, Arcade Fire sollten, bitte schön, Coldplay in gut werden. Die Kanadier nutzten diesen Freiraum, um mit „We“ ein Album zu schreiben, das ihrem Können gerecht wird. Ein wenig schade ist, dass Arcade Fire scheinbar gar nicht mehr anders können, als ihre Alben mit einem Überbau zu versehen. „We“ besitzt in der Vinyl-Version eine „I“- und eine „We“-Seite. Das Ich und das Wir: Individualität und Isolation versus Gemeinschaft und Zusammenhalt – das sind abgegriffene Metaphern. Da hilft auch der Bezug zum Science-Fiction-Roman „Wir“ des russischen Autors Yevgeny Zamyati wenig: Sein Werk ist Impulsgeber für die dystopische Literatur von George Orwell oder Aldous Huxley; die Interpretation von Arcade-Fire-Haupt-Songwriter Win Butler verknappt das komplexe Buch auf ein paar Vokabeln. Was aber okay ist: Das hier ist eine Indierock-Platte, kein Literaturseminar. Ein Garant für die Klasse von „We“ ist Produzent Nigel Godrich. Dass Arcade Fire und er eines Tages zusammenfinden würden, ist keine Überraschung. Das Timing dafür ist perfekt: Der Brite entwickelte mit den Co-Produzenten Win Butler und Régine Chassagne einen Klang, der die Band wegführt vom ziellosen Durcheinander der beiden vorherigen Platten. Der Beginn des vierteiligen Indie-Prog-Songs „End Of The Empire“ vereint Britpop, Disney-Soundtrack und Queen, später wirkt es, als schaue David Bowie kurz vorbei und singe ein paar unbekannte Melodien aus der „Hunky Dory“-Phase. Entscheidend ist, dass Arcade Fire durch den Einfluss von Godrich in diesen Möglichkeitsräumen weder den Überblick verlieren noch übers Ziel hinausschießen. Dass einige Passagen an Godrich-Produktionen wie „OK Computer“ von Radiohead oder „The Man Who“ von Travis erinnern, ist kein Zufall. Wobei Arcade Fire das Selbstbewusstsein zurückgewonnen haben, ihre Einzigartigkeit auszuspielen. Ob der atemlose zweite Teil von „The Lightning“, der Party-Folk-Song „Unconditional I (Lookout Kid)“ oder der treibende Electropop von „Age Of Anxiety II (Rabbit Hole)“: So klingen nur Arcade Fire.

    weitere Platten

    Everything Now

    VÖ: 28.07.2017

    Reflektor

    VÖ: 25.10.2013

    The Suburbs

    VÖ: 30.07.2010

    Neon Bible

    VÖ: 02.03.2007

    Funeral

    VÖ: 14.03.2005