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    Yard Act
    The Overload

    VÖ: 21.01.2022 | Label: Island/Universal
    Text:
    Yard Act - The Overload

    Wenn Gang Of Four, Sleaford Mods und Idles ein Kind hätten, es würde Yard Act heißen, hätte aufgeschlagene Knie, Dreck unter den Fingernägeln und verkrusteten Rotz unter der spöttisch gekräuselten Nase. Und zaubern könnte es auch.

    Vier junge Musiker aus Leeds mischen die Post-Punk-Szene auf. Sie stauben einen Nachwuchs-Award nach dem anderen ab und lassen ein dermaßen lässiges Debüt vom Stapel, dass man ihnen übermisstrauisch ein kluges Manövrieren im Fahrwasser der oben genannten Bands unterstellen möchte, doch dafür sind Yard Act zu eigen und zu klug. Der Titelsong und Opener fällt direkt mit der Tür ins Haus oder vielmehr mit der Band aus dem Pub auf die Straße: Ein Bass stolpert über schwankende Gitarren, jemand lallt „yeah, yeah“ und schon ist man mittendrin in einer Spoken-Word-Diskussion, wie man sie mit dem letzten Wegbier in der Hand auch nachts auf dem Heimweg aus der Kneipe führt – hitzig, ein bisschen neben der Spur, dann aber plötzlich wieder so auf den Punkt, dass man sich selbst damit überrascht. Yard Act folgen ihrem eigenen fiebrigen Rhythmus und zeigen sich dabei durchaus melodieverliebt. So übt das folgende „Dead Horse“ Brexit-Kritik zu Funk-Gitarren, die so eingängig daherkommen, dass man schon Mark Ronson und seinen „Uptown Funk“ hinter der nächsten Straßenecke vermutet, stattdessen führt Sänger James Smith ein ernstes Trennungsgespräch mit seiner Heimat: „England, my heart bleeds, why you abandon me?/ Yes, I abandon you too, but we both know I wasn’t the one like to/ And I’m not scared of people who doesn’t look like me, unlike you.“ Eine einzige Studie in Zynismus ist „Rich“, das den Fokus noch mehr auf den scharfsinnigen Text in dieser Parodie auf die gelangweilten Reichen legt: „It appears I have become so, so rich/ I’m literally drowning in it“ näselt Smith in bestem Upper-Class-Akzent. „Land Of The Blind“ besticht mit einem düsteren HipHop-Groove im Stil der Gorillaz und Zeilen wie „make no mistake, we’re living out our last days in the land of the blind/ Where the one-eyed man was king until he lost his fucking mind“, um dann im weiteren Verlauf Smith die Bühne für einen ganz besonderen Zaubertrick zu überlassen – er kann nämlich geliehenes Geld verschwinden lassen. Der Bass verstummt, die Spannung steigt, „I’m going to make me and this 50 pence piece disappear“, ein Tischfeuerwerk knallt, ein anerkennendes „ah“ ist zu hören und der Groove setzt wieder ein. Yard Act sind bei all dem Können, das sie auf ihrem Debütalbum zeigen, auch noch Meister des schwarzen Humors und beherrschen damit den wohl wichtigsten Zaubertrick dieser Zeit.

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