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    Kosmodome
    Kosmodome

    VÖ: 10.12.2021 | Label: Karisma/Plastic Head/Soulfood
    Text:
    Kosmodome - Kosmodome

    Keine Angst vor der skandinavischen Retromanie: Kosmodomes konzentrierter Psychedelic Rock hüllt sich in Nostalgie, bleibt aber ganz und gar der Gegenwart verpflichtet.

    Schon im ersten Refrain der Platte verkündet Sänger Sturle Sandvik es frei heraus: Seine Band sei in der Vergangenheit steckengeblieben. Wer dazu direkt die potenziellen Endlosschleifen seines Kassettendecks im Auto-Reverse-Modus assoziiert, darf beruhigt sein: In Skandinavien treiben Vergangenheit und Gegenwart irgendwo zwischen Graveyard, Motorpsycho und Opeth bekanntlich die wildesten, aber auch schönsten Blüten – und Kosmodome stammen aus dem norwegischen Bergen. „Retrograde“ etwa macht seinem Titel alle Ehre: In den warmen Klangfarben der 60er versammeln sich hier fantastisch melodische Leads und elegante Jazz-Akkorde, die harzige Erinnerungen an jüngere Elder-Alben oder Sketches Of Brunswick aufsteigen lassen, King Gizzards Kooperation mit Mild High Club. Statt einen Hehl aus seinen Inspirationsquellen zu machen, spielt sich das Quartett um die beiden Sandvik-Brüder in „Hypersonic“ mit einem ausgelassenen „Whoo!“ lieber gleich in ein Parallel-Gizzverse. Grundentspanntheit wird bei den Norwegern zwar deutlich größer geschrieben als bei den ungleich exzessiveren Kollegen aus Australien, dennoch gibt es eine große Gemeinsamkeit: Die helle Freude und Leichtigkeit, mit der sich beide Bands in ihre Songs stürzen, ganz so, als wären ihnen ernste Themen noch nie untergekommen. Das ist freilich weder bei King Gizzard noch bei Kosmodome der Fall – dennoch kann man bei den verspielten Melodien und dem verhallten Gesang in „Retrograde“ und „Hypersonic“ kaum anders, als sich wohlzufühlen. „Waver I“ und „II“ dagegen zeigen die Band mal lässig beim Zündeln mit glühendem Fuzz, mal im Wechselbad zwischen sphärischen Strophen und euphorischem Stoner-Galopp. Selbst „Deadbea“t mit seinem sanften Chor und dem scheinbar sorglosen Weltmusik-Outro gibt sich sonnig und zugänglich – der Songtext allerdings stellt dem das Porträt eines Menschen gegenüber, der gesellschaftlich als Versager abgeschrieben wird. Nach dem offen aktivistischen „The 1%“ versammelt Orbit seine kauzigen Melodien und verqueren Grooves schließlich zu einem mächtigen Prog-Finale im Stil von Elders „The Gold And Silver Sessions“. Dabei gilt wie für das Album insgesamt: Wer einen Polyrhythmus findet, darf sich freuen – wer nicht, macht dasselbe und nickt einfach intuitiv mit. Anspruch und Eingängigkeit, Kreativität und Konzentriertheit sind auf Kosmodomes Debüt-LP keine Gegensätze – was nicht einmal für skandinavische Verhältnisse als alltäglich gelten kann.