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    Musa Dagh
    Musa Dagh

    VÖ: 26.11.2021 | Label: Hayk/Cargo
    Text:
    Musa Dagh - Musa Dagh

    Der größte Trost liegt manchmal im Bekömmlichen und Vertrauten. Die deutsche Noise-Supergroup Musa Dagh bietet Komfort und nimmt niemanden zu sehr ran.

    Kennt ihr den? Blackmail, die Beatsteaks und Harmful gehen in eine Bar… Na gut, eigentlich gingen Beatsteaks-Drummer Thomas Götz, der von Bands wie Blackmail, Ken und Abay bekannte Sänger Aydo Abay und Gitarrist Aren Emirze (Harmful, Taskete!, Emirsian) in ein Studio und nahmen unter der Ägide von Moses Schneider ihr Debütalbum auf. Obwohl auch das schon wieder nicht ganz stimmt. Denn Musa Dagh gaben Götz‘ privatem Klanglabor, ein schummriger Raum in der Gaswerksiedlung Berlin-Lichtenberg, den Vorzug gegenüber einem Studio mit allem Schnickschnack und bequemen Polsterlandschaften. So schwitzt schon die Entstehungsgeschichte Ursprünglichkeit aus jeder Pore. Rein musikalisch schlägt sich diese vor allem von Emirze vorangetriebene robuste und auf maximale Freiheit angelegte Arbeitsweise jedoch nicht in der Art Schroffheit wieder, die sich womöglich erwarten ließe. Stattdessen bergen Musa Dagh bei aller Stabilität im Sound eine enorme Zärtlichkeit. Wie etwa im Fall von „Less Morphine“, dessen eröffnendes Schlagzeug-Gitarre-Stakkato eine Wucht antäuscht, die vor allem dank Abays versonnenem Gesang rasch in ein Schweben überführt wird, das weder Rasanz noch Sturzflug sucht, sondern einfach nur driften will – vernebelt und von Fuzz-Splittern geschmückt wie ein silberner Graupelschauer im Traum. Der Gegenentwurf dazu ist „Halo“, in dem Musa Dagh sich als eine Noise-Variante von Queen verkleiden, so schwerbeladen und informationsdicht und dabei von nahezu Musical-hafter Erzählfreude durchdrungen gestalten sie ihre im Grunde recht kargen Arrangements. „Plural Me“ rührt schließlich die Martinis im Foyer an. Dahingetupfte Akkordminiaturen, raschelnde, dann lässig swingende Beats und wieder dieser unaufgeregte Schmeichelgesang, bei dem man nie genau weiß, ob er einen einschläfern oder in seiner Zurückgenommenheit aufmerken lassen soll, fügen sich zum Schlüsselstück eines Albums zusammen, das sich sehr gut nebenbei hören lässt, ganz sachte, wenn gewünscht. Denn wie jede Noise-Platte braucht auch diese Lautstärke, um richtig da zu sein. Und bei entsprechend aufgerissenem Hahn, und wirklich auch nur dann, schält sich frei, was sich unter einem flauschigen Teppich des Säuselns so alles an Kanten verbirgt. Selten lagen Betulichkeit und Sturm so dicht beieinander, wie auf diesem zugleich einladenden wie aktivierenden Debüt. Einfach den Lautstärkeregler in den zweistelligen Bereich drehen, dann klappt’s auch mit der Energie.

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