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    Emma Ruth Rundle
    Engine Of Hell

    VÖ: 05.11.2021 | Label: Sargent House/Cargo
    Text:
    Emma Ruth Rundle - Engine Of Hell

    Kaum jemand betrachtet menschliche Zerbrechlichkeit mit einem so liebevollen Blick wie Emma Ruth Rundle. „Engine Of Hell“ ist ihr Manifest – und gewaltig gerade in seiner Verletzlichkeit.

    Auf „May Our Chambers Be Full“ konnte Rundle jüngst einen sensiblen und doch selbstbewussten Kontrapunkt zu den rohen Kompositionen der Sludge-Band Thou setzen. „Engine Of Hell“ ist anders – intensiv in seinen leisen Tönen und dabei „fucked up and imperfect“, wie die Urheberin es ausdrückt. Kein Refrain klingt hier identisch, jedes Beben in der Stimme, jedes Kratzen der Saiten beim Lagenwechsel ist hörbar. Unzählige kleine Details wie das leise Räuspern im elegischen „In My Afterlife“ zeugen davon, dass Rundle die acht Songs der LP vorwiegend live im Studio eingespielt hat. Dadurch drängen sich Assoziationen mit Nick Drakes legendärem Album „Pink Moon“ auf, denn gemeinsam ist beiden Platten auch die minimalistische Instrumentierung, das Introvertierte und die teilweise nur schwer erträgliche Intimität, mit der sie an ihre Hörer heranrücken. Akustikgitarre und Klavier, gelegentlich ein paar Streicher, mehr Begleitung braucht Rundles Stimme nicht, um effektvoller denn je zu klingen. Das erinnert an ihr frühes Singer/Songwriter-Album „Some Heavy Ocean“, reicht in seiner blanken Emotionalität aber noch deutlich tiefer. Ohne einen Schleier aus Reverb klingt Rundles Gesang schrecklich verletzlich und schwingt sich, wie in Return oder dem wunderschönen „Dancing Man“, immer wieder in ein fragiles Falsett auf. Als Gegenpol gibt es diesmal keine schimmernden Post-Rock-Gitarren wie auf „On Dark Horses“ oder „Marked For Death“. Selbst wenn ein Song wie das herausragende Folkstück „Citadel“ mit seiner (akustischen) Powerchord-Folge zum Finale hin ungewöhnlich heftig wird, liegt seine Wirkmacht mehr in den eleganten Melodien – denn massiv ist „Engine Of Hell“ gerade in seinen zartesten Momenten, von denen auch die Songtexte erzählen. In „Body“ verarbeitet Rundle die Kindheitserinnerung daran, wie sie den Abtransport eines verstorbenen Familienmitglieds durch die Bestatter beobachten musste, und schafft es, ein fast schon körperliches Gefühl von emotionaler Obdachlosigkeit heraufzubeschwören. Der Text zu „Blooms Of Oblivion“ bleibt offener, mit einem Bekenntnis wie „And in all of your blooms of oblivion/ I love you“ aber doch universal verständlich. So wird man beim Hören von „Engine Of Hell“ das seltsam ehrfürchtige Gefühl nicht los, jemanden nackt zu sehen, ein Geheimnis, ein Stück Lebensgeschichte anvertraut zu bekommen. Und wenn man ehrlich ist, kann dem gegenüber eigentlich jeder Kommentar nur taktlos wirken.

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