Nick Cave & The Bad Seeds
B-Sides & Rarities Part II

„B-Sides & Rarities Part II“ baut in seinen 27 Songs nur kurz mit drei B-Seiten vom rockigen 14. Studioalbum „Dig, Lazarus, Dig!!!“ (2008) die Brücke zur ersten Compilation, schon kurz darauf ist man mit den Bonustracks „Needle Boy“ und „Lightning Bolts“ bei jener Bewusstseinsstrom-Freiform, wie Cave sie seit dem zugehörigen Album „Push The Sky Away“ (2013) kultiviert hat. Richtig interessant wird es auf der zweiten Platte voller unveröffentlichter Songs, wobei „unveröffentlicht“ nicht ganz stimmt: Das Sprechstück Steve McQueen kennen Fans schon aus der Band-Doku „One More Time With Feeling“, „Euthanasia“ war Teil von Caves „Idiot Prayer“-Livestream (2020), seine 2015er Version von Leonard Cohens „Avalanche“ in der Serie „Black Sails“ zu hören. Spannend sind vor allem die Urfassungen neuerer Songs wie „Girl In Amber“, „Skeleton Tree“, „Waiting For You“ und „Bright Horses“: Sie zeigen einen emotional und ästhetisch uferlos dahintreibenden Cave – die immer noch frei fließenden Endversionen wirken im Vergleich fast konservativ. Fans des späten Cave werden offensichtliche „Ghosteen“-Outtakes wie „Heart That Kills You“ oder „Earthlings“ schätzen, Liebhaber kohärenterer Songs sich in die mitreißende Orchester- und Chor-Version von „Push The Sky Away“ verlieben. Cave-Einsteiger? Dürften überfordert, aber fasziniert sein.