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    Slothrust
    Parallel Timeline

    VÖ: 10.09.2021 | Label: Dangerbird/Membran
    Text: Jonas Silbermann-Schön / Florian Schneider
    Slothrust - Parallel Timeline

    Vier-Ohren-Test

    Das neue Outfit aus Zuckerwatte steht Slothrust gut, auch wenn man sie fast nicht darin wieder erkennt. Was „The Pact“ bestenfalls andeutete, wird jetzt Realität: Die Bostoner lösen sich fast vollständig von ihrem Grunge-Sound und heben so weit in glitzernde Indiepop-Sphären ab, dass sie kaum noch zu sehen sind – wären da nicht diese verräterischen Gitarrensolos. Das zeigt sich gleich im Opener „Cranium“, der zunächst nur bedächtig groovt und in dem Leah Wellbaums geflüstertes „Does it hurt you/ Do you like it?“ fast an Billie Eilish erinnert. Durch ein ausufernd psychedelisches Gitarrensolo mit Funkadelic-Einschlag durchbrechen Slothrust aber die meditative Atmosphäre und stellen klar, wer hier wirklich am Werk ist. An anderer Stelle fällt diese Erkenntnis deutlich schwerer: In Uptempo-Songs wie „Once More For The Ocean“ ist Noise Power-Pop der Marke Paramore gewichen, und sphärische Stimmeffekte angetriebenen von ruhigen Piano-Melodien kaschieren in „A Giant Swallow“ die eigentliche Urgewalt der Band. Da Wellbaum aber eine exzellente Songwriterin ist und sie die nur noch spärlich eingesetzte E-Gitarre nutzt, um ihren pointierten Texten noch mehr Wirkung zu verleihen, gelingt der Kurswechsel von wütender zu verträumter Melancholie.
    8/12 Jonas Silbermann-Schön

    Leah Wellbaums androgyne Stimme ist nach wie vor das Beste an Slothrust. Musikalisch wird es zunehmend flach. „Does it hurt you/ Do you like it?“ – zwei Fragen stellt Wellbaum im Opener, die sich beide mit einem Wort beantworten lassen: Nein. Hier tut nichts weh, außer man steht auf den Schmerz, der beim Versuch entsteht, einem eine Platte als Rockmusik zu verkaufen, nur weil es darauf Gitarrensolos zu hören gibt. „Parallel Timeline“ ist generell eine wunderlich unentschlossene Platte: Der erwähnte Opener „Cranium“ wäre abzüglich des Gitarren-Feigenblatts astreiner Pop, das folgende „Once More For The Ocean“ klingt wiederum so, wie sich Imagine Dragons Rock vorstellen: glatt, generisch, hektisch. Also versucht „Courtesy“ im Anschluss, atmosphärisch am Anfang anzuknüpfen, mit verhallten Background-Chören und einem Tanita-Tikaram-artigen Knödeln in Wellbaums Stimme – falls sich noch wer an dieses 80er-One-Hit-Wonder erinnert. „The Next Curse“ dimmt anschließend das Licht noch etwas mehr, um doch wieder auf den Trick aus „Cranium“ zu setzen: Bevor man wegdämmert, wird die Gitarre eingestöpselt, den Möchtegernhymnischen Refrain rettet sie aber auch nicht. So döst man weiter durch ein Album, das ohne Wellbaums Stimme völlig egal wäre. Das ist schade.
    5/12 Florian Schneider

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