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    NOFX
    Single Album

    VÖ: 26.02.2021 | Label: Fat Wreck/Edel
    Text:
    Platte des Monats
    NOFX - Single Album

    Zugegeben, dass NOFX erstmals das Soundcheck-Treppchen in VISIONS erklimmen konnten, liegt auch an der Konkurrenz. Dennoch: Mit „Single Album“ verteidigt Fat Mike nicht nur seinen schlechten Ruf. Seine schonungslose und für viele geschmacklose Art zu texten ist Alleinstellungs- und Qualitätsmerkmal.

    Oberflächlich betrachtet ist „Single Album“ das Ende der Relevanz von NOFX. Tatsächlich aber ist das Gegenteil der Fall. Zunächst die Oberfläche: Ursprünglich schwebte der Band ein Doppelalbum vor. Doch Corona brachte Fat Mike nicht nur den nächsten Drogenabsturz, sondern auch die Einsicht, dass das Material nicht gut genug war. Von den zehn vermeintlich besten Songs, die nun das 14. Album bilden, bleibt zunächst nicht viel hängen. Die mit Abstand beste Hook steckt in der Strophe von „Linewleum“ – und die haben NOFX vor 27 Jahren geschrieben. Davor und danach gibt es den typischen Mix aus Melodycore, Offbeat und kleinen Überraschungen in Form einer Klavierballade, Slide-Gitarre oder des sperrigen Openers „The Big Drag“. Soviel zur Oberfläche.

    Der Blick tiefer funktioniert über Fat Mikes Texte, die zwangsläufig emotionalisieren, ob man sie nun abstoßend oder genial findet. „The Big Drag“ bleibt ein unvorteilhafter Opener (mit immerhin großartigem Basslauf), andererseits leitet er passend ins düsterste aller NOFX-Alben ein: „My melodies are maladies, my poetries are just phonetic/ Trying to make sense of this world is preposterous pathetic“. Mike geht mit der Welt und vor allem mit sich selbst hart ins Gericht. Für letzteres bedarf es seit der Band-Autobiografie eigentlich keine weiteren Beweise mehr. Er liefert sie trotzdem, und zwar so, wie es spätestens seit der zweiten Staffel der Tourdoku „Backstage Passport“ sein Steckenpferd ist, auf dem zu reiten er mit besagter Biografie und seinem ersten Album als Cokie The Clown 2019 schmerzhaft perfektioniert hat. Zwischen Tragik und Komik, zwischen Entzug und Absturz, zwischen Selbsterkenntnis und Selbstzerstörung stillt er sowohl unser Verlangen nach Authentizität als auch die Geilheit auf Skandalöses.

    „Birmingham“ ist das Tagebuch eines Suchtkranken, „Doors And Fours“ eine niedergeschlagene Retrospektive auf die drogendurchseuchte Punkszene seiner Jugend, „My Bro Cancervive Cancer“ ein makabrer Scherz über einen krebskranken Fan und selbst die Huldigung des verstorbenen Steve Soto dreht sich letztlich um Fat Mikes Rolle als meistgehasster Punk-Frontmann. Natürlich ist das gewollt provokativ, aber es zeigt auch eine zerbrechliche Menschlichkeit, die bis in die wenigen positiven und politischen Momente des Albums dringt. Den Ursprung von „Linewleum“ etwa bildet Fat Mikes Ergriffenheit ob all der Coverversionen von „Linoleum“. Sie ist durch alle Humorebenen der Neuinterpretation spürbar und sorgt dafür, dass sie keine Verhunzung geworden ist. „Fuck Euphemism“ ist nicht nur eine wortgewandte Schlägerei mit Schubladendenker:innen innerhalb der LGBTQ-Communities, sondern vor allem Fat Mikes Pamphlet für grenzenlose Akzeptanz, auch ihm gegenüber. All das innerhalb eines belächelten Genres. Eine Melodycore-Band, die nach 40 Jahren noch außer- und innerhalb der eigenen Szene provoziert und aufwühlt, und das nicht nur der Provokation wegen – das ist die große Leistung von NOFX und „Single Album“.

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    Half Album

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