0,00 EUR

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

    King Gizzard & The Lizard Wizard
    K.G.

    VÖ: 20.11.2020 | Label: Caroline/Universal
    Text:
    Platte des Monats
    King Gizzard & The Lizard Wizard - K.G.

    Unzählbar viele Töne, Zwischentöne und Zwischentöne zwischen den Zwischentönen: Die Psychrocker mit dem Faible fürs Mikrotonale resümieren ihr Schaffen. Nicht etwa mit einem Best-of, sondern mit zehn neuen Songs, die den Kern ihres Sounds freilegen.

    Als Titel des 16. Albums, das zum zehnjährigen Bandjubiläum erscheint, haben King Gizzard & The Lizard Wizard einfach die Initialen ihres abgekürzten Bandnamens K.G. auf das Cover gepackt. Die beiden Buchstaben wirken wie ein Gütesiegel, das sich im vergangenen Jahrzehnt mehr als bewährt hat. Wer dieses siebenköpfige Energiebündel um Kreativkopf Stu Mackenzie jemals live gesehen hat, vergisst ihren Namen sowieso nie wieder. Hat sich die Band auf dem Vorgänger „Infest The Rats‘ Nest“ noch jauchzend im Bällebad des Thrash-Metal ausgetobt, als wäre dieser Genre-U-Turn weiter nichts gewesen, wirken die Songs auf „K.G.“ eher gediegen. Sie referieren hauptsächlich auf das 2017er Album „Flying Microtonal Banana“ und die weiteren Platten dieses Fünf-Alben-Jahres.

    Der Opener „K.G.L.W.“ ergänzt nicht nur die fehlenden Initialen zum vollen Bandnamen, sondern schlängelt sich eindeutig mit den Vibes vom 2017er Hit „Rattlesnake“ voran. Das folgende „Automation“ vereint fuzzy Gitarren, verspielte, arabisch klingende Bassläufe und Orgel-Akkorde. McKenzie beschrieb den nie versiegenden Kreativ-Drang der Band einst als ein Gefühl „wie Ameisen in den Fingern“, eine wuselige Energie, die man auch nach 15 Alben innerhalb eines Jahrzehnts noch hört. „Minimum Brain Size“ wiegt sich eindrücklich psychedelisch und bezirzt mit angenehm sanftem Gesang. „Straws In The Wind“ entpuppt sich als mikrotonaler Indie-Song, der existenzielle Fragen wie „Straws in the wind, is it all ending?“ stellt, hinter denen sich scharf formulierte Umwelt-Kritik verbirgt. Eine weitere ihrer Qualitäten, die King Gizzard über die Jahre hinweg kultiviert haben, weshalb man sich von ihren meditativen Klangschleifen nie zu sehr einlullen lassen sollte – meistens steckt noch etwas mehr dahinter. „Ontology“ mixt die im vorangegangen „Some Of Us“ aufgescheuchten Funk-Elemente mit orientalischen Merkmalen und erzeugt so eine unwiderstehliche Spannung, die sich zu etwas entwickelt, das man sich wunderbar als Soundtrack zu einer wilden Verfolgungsjagd in einem Tarantino-Film vorstellen könnte. Im atmosphärischen „Offlife“ meint man eine Geige zu hören, wahrscheinlicher ist es aber eines der selbst gebauten mikrotonalen Instrumente der Band. King Gizzard waren ja noch nie darum verlegen, selbst Hand anzulegen, wenn die existierenden Instrumente den Tönen in ihren Köpfen nicht genügten. Das folgende „Honey“ ist ebenfalls purer King-Gizzard-Vibe in eingedampfter, konzentrierter Form.

    Es geht bei diesem Album also nicht um neue Raffinessen oder stilistische Volten, sondern um den Kern dieser Ausnahmeband. „K.G.“ ist wie weiterführende Literatur, eine Vertiefung des King-Gizzard-Stoffes, der nicht nur zurückblickt, sondern auch vorbereitet: 2021 kündigt die Band jetzt schon als ihr bisher produktivstes Jahr an. Das hieße also den eigenen Spitzenwert von fünf Alben zu toppen. Bei jeder anderen Band würde man daran zweifeln, nicht jedoch bei diesem psychedelischen Perpetuum Mobile.

    weitere Platten