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    Hjelvik
    Welcome To Hel

    VÖ: 20.11.2020 | Label: Nuclear Blast/Rough Trade
    Text:
    Hjelvik - Welcome To Hel

    An der Grenze des guten Geschmacks testet Erlend Hjelvik, wie viel Wikingergarn der Black-Punk’n’Roll seiner alten Band verträgt. Vorläufige Antwort: Mehr als gedacht.

    Ein bisschen steckte ihm schon als Sänger von Kvelertak der Finntroll im Nacken, wenn er mit Eule über dem Kopf in keifendem Norwegisch durch sich überschlagende Songs stapfte. „Welcome To Hel“ ist musikalisch nun keine vollkommene Kehrtwende, doch schon der flüchtige Blick auf das Video zur Single „North Tsar“ zeigt, warum die Trennung vor zwei Jahren nötig war: Ein Wolf rennt da durch den Wald, erwachsene Männer hauen sich im Freilichtmuseum aufs Kettenhemd, und mittendrin arbeitet Hjelvik mit rotem Cape und grimmiger Miene an der eigenen Kunstfigur. Die kreischt wie früher, doch der Song drumherum ist aufgeräumter, die Dissonanzen eher Zierde für das fast schunkelnde Pagan-Metal-Riff, das sich in einem minimalistischen Refrain entlädt, der wiederum ganz Hjelviks unverkennbaren, kehligen Schreien gehört. Vor ihm sind Metal-Sänger wie Ozzy Osbourne ähnliche Schritte gegangen, haben gemeinsam mit versierten Musikern über Möglichkeiten nachgedacht, den mit der eigenen Stimme assoziierten Sound noch größer zu gestalten. Dabei verzichtet „Welcome To Hel“ nicht auf verdrehte Momente, schon im galoppierenden Einstieg „Father War“ stolpert die heroische Gitarre nach der Hälfte über ihr eigenes Riff. Wichtiger als kompositorische Finten sind aber Atmosphäre und Dramaturgie, deswegen kühlt die Platte nach dem furiosen Start, den das knackige „Thor’s Hammer“ intensiviert und „Helgrinda“ mit Blastbeats und Orgel auf die Spitze treibt, erstmal ab. „The Power Ballad Of Freyr“ geht noch als sedierte, umso lässigere Turbonegro-Variante durch, spätestens im frostigen „12th Spell“ keucht sich Hjelvik aber der Performance seines Lebens entgegen. Ohnehin lässt der Sänger keinen Zweifel daran, seine neue Rolle voll auszufüllen, berichtet genüsslich aus der nordischen Unterwelt, ironischerweise zum ersten Mal nicht ausschließlich auf Norwegisch. Sowieso spricht „Welcome To Hel“ ein ganz neues Publikum an, das sich gerade von hymnischeren Momenten wie dem durch Matt Pike veredelten „Glory Of Hel“ abgeholt fühlen dürfte. Wichtig ist aber vor allem, dass Hjelvik bei allem Personenkult ein Debüt gelungen ist, an dem nicht nur das unmittelbar ikonische Artwork auf einen zweiten Teil hoffen lässt. Dass das finstere Finale „Necromance“ sich ausgerechnet dann in die Stille schleicht, als nach mehreren Wendungen wieder das markante Hauptriff einsetzt, schreit jedenfalls so sehr nach einer Fortsetzung wie die Post-Credit-Scene eines Thor-Films.