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    Machine Gun Kelly
    Tickets To My Downfall

    VÖ: 25.09.2020 | Label: Interscope/Universal
    Machine Gun Kelly - Tickets To My Downfall

    Pop-Punk spukt gerade vor allem als Zitat in HipHop-Tracks durch die Charts. Unter der Ägide von Blink-182-Schlagzeuger Travis Barker versucht sich Rapper Machine Gun Kelly an einer nachhaltigen Reanimation des Genres.

    Sein mäßiger Pop-Rap mit einem Ohr für Trends, einem Auge für Fashion und einem Bein im Gossip ist noch immer kein Fall für VISIONS, wohl aber frische Gitarrenmusik. Bereits 2019 deutete sich Kellys Hinwendung zum Rock an, als der 30-Jährige erst Tommy Lee im Mötley Crüe-Biopic „The Dirt“ gab und dann für das Finale seines Albums „Hotel Diablo“ Travis Barker am Schlagzeug verpflichtete. Diese Kooperation bildet nun das Zentrum von „Tickets To My Downfall“, für das der umtriebige Blink-182-Drummer produziert, geschrieben und gespielt hat, während Kelly sich als Rockstar mit pinker Gitarre, milde quakendem Timbre und blondierten Strubbelhaaren neu erfindet. So forciert sich das liest, so gut gelingt die Transformation auf einem fünften Album, das auch frei von Genrevorlieben als Karrierehöhepunkt gelten muss. Andere Rapper inszenieren den Griff zur Gitarre als Erwachsenwerden, Kelly kontert Liebestrubel, Angstzustand und den drohenden Weltuntergang betont juvenil mit Powerchords und lautmalerischen Texten. Der eröffnende „Title Track“ macht das vor, schiebt nach wenigen Zeilen die rührselige Gitarre mit einem genuschelten „Fuck It“ beiseite und verliert sich in einer stürmischen Strophe. Originalität ist sekundär, Timing, Melodien und eine Vielzahl an Zitaten zur Dekoration des Pop-Punk-Kerns entscheidend. So illustriert „WWIII“ Hardcore in weniger als einer Minute, „Lonely“ lädt die Außenseiter doch noch zum Schwofen ein, „Kiss Kiss“ hätte im Radio direkt nach Rooney laufen können und „Bloody Valentine“ richtet seinen Refrain am Las-Vegas-Indie der frühen Killers aus. Die Songs sind knapp, die Ideen rauschen vorbei und knüpfen vereinzelt doch an HipHop an. Durch manche Tracks rasseln Southern-Rap-Hi-Hats und sorgen für genrefremde Kontraste, in der Single „My Ex’s Best Friend“ kippt das Verhältnis leider mit plakativer Gitarre und dudelndem Refrain in Richtung Flo-Rida-Radio-Rap. Der Auftritt von Kollege Blackbear in einer zweiten Strophe zwischen Bastilles Bombast- Pop-Rock und Stakkato-Trap-Flow macht den Song bizarrer, aber nicht besser. Ausgerechnet Pop-Sängerin Halsey zeigt hingegen durch das energische Kapern des bis dahin lediglich ordentlichen „Forget Me Too“, welches Potenzial mit Willen zum Crossover noch in dieser Pop-Punk-Pastiche steckt. Wünschenswert ist eine zweite Runde schon, weil Kellys Charisma mit Tickets „To My Downfall“ nicht aufgebraucht ist.

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