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    Protest The Hero
    Palimpsest

    VÖ: 19.06.2020 | Label: Spinefarm/Universal
    Text: Gerrit Köppl / Florian Schneider
    Protest The Hero - Palimpsest

    Vier-Ohren-Test

    Wer das Debüt „Kezia“ feierte, wird die neue und vollkommene Prog-Metal-Oper von Protest The Hero lieben. Das Wort Palimpsest beschreibt meist ein Pergament-Manuskript, das ausgewaschen und wieder beschrieben wurde. Protest The Hero lesen uns quasi zehn auf Papier verblichene Geschichten aus der Vergangenheit vor, die dennoch auf Probleme der Gegenwart übertragbar sind. Rody Walker, der nach einer Stimmbandverletzung und anschließendem Profi-Gesangstraining noch mehr Oktaven meistert, singt in „The Canary“ etwa aus der Perspektive der 1937 verschollenen Pilotin Amelia Earhart über die Hürden für Frauen in der Berufswelt. In „From The Sky“ explodiert mit Grandeur die Hindenburg – doch wer erinnert sich an die Hakenkreuze auf dem Seitenruder? In „Little Snakes“ werden indigene Lakota für den Goldrausch in den Black Hills erst vertrieben, dann getötet. In „Gardenias“ stürzt sich 1932 die depressive Schauspielerin Peg Entwistle vom Hollywoodland-Zeichen. „Migrant Mother“ bezieht sich aufs berühmte gleichnamige Foto von Dorothea Lange und „Rivet“ auf ein Volkslied aus der Zeit der Großen Depression – beide schlagen den Bogen zu Trump. Musikalisch auf Höchstniveau: rasend schnell, vertrackt und technisch, extrem melodisch und oft von opulentem Orchester begleitet. Vorhang zu, Ovation!
    Gerrit Köppl 8/12

    Wer schon das Debüt der Kanadier nicht mochte, kann um „Palimpsest“ erst recht einen Bogen machen. Wie sich Sänger Rody Walker nach seiner Stimmbandverletzung zurückgekämpft hat, verdient Respekt. Dass die Band nach der Zwangspause noch dicker aufträgt, als gewohnt, kann man auch verstehen. Es ist zudem ehrenwert, dass sie ihre Inspiration in Geschichtsbüchern und nicht auf Tour finden. Aber warum in aller Welt muss das Ergebnis so seelenlos klingen? Das Gesangstraining hört man jeder Note von Walker an, selbst wenn er halbherzig ins Schreien wechselt. Das hat den gleichen unfreiwilligen Effekt, den die Auftritte von Comedian Bülent Ceylan bei „The Masked Singer“ hatten: Es klingt so, wie sich Leute, die nie Metal hören, Metal vorstellen. Es wäre aber unfair, das ausgestellt Operettenhafte – für die Oper fehlen „Palimpsest“ die überdauernden Melodien ebenso wie die alle Songs umspannende Geschichte – dieser Platte nur an Walker festzumachen. Nein, seine Mitmusiker lassen sich auch nicht lumpen. Für ihre im Akkord eingewobenen Unisono-Parts hätte Zappa allenfalls ein ironisches Lächeln übrig gehabt hätte. Zwischen ihren Pirouetten lassen die Instrumentalisten keinen Raum, verankern nirgendwo einen Haken zum Festhalten. So bleibt nur anerkennender Applaus und kein zweiter Vorhang.
    Florian Schneider 4/12

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