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    Ed O'Brien
    Earth

    VÖ: 17.04.2020 | Label: Capitol/Universal
    Text: Nadine Wenzlick
    Ed O'Brien - Earth

    Radiohead-Gitarrist Ed O’Brien tritt in die Fußstapfen seiner Kollegen Thom Yorke, Jonny Greenwood und Phil Selway: Unter dem Namen EOB veröffentlicht er sein erstes eigenes Album.

    „Earth“ sei keine „Kopfmusik“, sondern „Herzmusik“, sagt der 51-jährige Brite über das Album. Damit meint er, statt die Songs als intellektuelle Übung zu betrachten und auf Teufel komm raus neue, möglichst clevere Sounds zu erschaffen, wollte er mit dem Album vor allem eins: direkte Songs, die eine Emotion transportieren und eine Verbindung zum Hörer schaffen. Höchst abwechslungsreich und vielseitig ist „Earth“ trotzdem. Die Platte beginnt mit der eingängigen Single „Shangri-La“: Zu zappeligen Staccato-Gitarren und Percussion-Sounds schraubt O’Brien sich in die Kopfstimme, bevor der Song zum Indierock-Hit umschlägt. So hätte er auch auf einem Radiohead-Album landen können. Wer dachte, es geht so gefällig weiter, der erlebt mit dem nächsten Song die erste große Überraschung: Nach Vogelgezwitscher, sanften Akustikgitarren und Streichern steigert sich „Brasil“ über achteinhalb Minuten zu einem irrsinnigen House-Trip mit pulsierendem Beat. „Deep Days“ kommt anschließend mit einem entspannten Vibe daher, und die akustische Ballade „Long Time Coming“ schleicht sich auf Zehenspitzen an – nur, damit einem O’Brien anschließend das experimentelle, nahezu instrumentale „Mass“ um die Ohren hauen kann. Im dezent rockigen „Banksters“ gibt es noch mal einen Hauch Radiohead, bevor O’Brien mit dem sphärischen „Sail On“ seinem verstorbenen Cousin Tribut zollt. Auf das ebenfalls fast neunminütige Epos „Olympik“ lässt er schließlich die Folk-Ballade „Cloak Of The Night“ folgen, ein Duett mit Laura Marling. Am Ende bleibt die Gewissheit, dass man auf diesem Album, in dem irgendwie auch ganz viel Beck steckt, selbst nach etlichen Durchläufen noch eine Menge entdecken kann. Eingespielt hat O’Brien das von Flood, Alan Moulder und Catherine Marks produzierte Album übrigens größtenteils mit seiner EOB Sustainer Stratocaster, die er gemeinsam mit Fender entwickelt hat und die dank des eingebauten Sustainers jede Menge Spielraum für Klangexperimente bietet. Wer auf ungewöhnliche Gitarren-Sounds steht, dem bietet das Album noch einen Extrabonus. Neben Gitarren und dem Gesang spielte O’Brien auch Bass, Keyboard, Percussions und programmierte Parts selbst ein, er lud allerdings auch allerhand Gäste ein: Radiohead-Bandkollege Colin Greenwood ist auf „Earth“ ebenso zu hören wie Portishead-Gitarrist Adrian Utley und Wilco-Schlagzeuger Glenn Kotche. Die Zeit bis zum nächsten Radiohead-Album lässt sich so auf jeden Fall bestens überbrücken.