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    Sparta
    Trust The River

    VÖ: 10.04.2020 | Label: Dine Alone/Bertus/Membran
    Text:
    Sparta - Trust The River

    Sich treiben lassen, ankommen, verloren gehen. Der Alternative Rock der Texaner ist immer in Bewegung, textlich wie instrumental.

    Interessanterweise bringt die Band dieses Gefühl erst in den finalen Momenten der Platte richtig zum Ausdruck. Im letzten Song ihres ersten Albums seit 14 Jahren schreit Frontmann und Gitarrist Jim Ward immer wieder die Zeile „No one can be nowhere“ gegen eine Wand aus Gitarren. Dann versumpft das Stück in elegischem E-Piano und Hall, und Ward haucht den Satz nur noch – bis die Musiker doch wieder mit ordentlich Verzerrung durch den Tisch treten. Abgesehen von der zentralen Aussage, dass nichts in einem Vakuum entsteht, stellt der Song das Auf und Ab des Quartetts recht gut dar. Als At The Drive-In 2001 zersplittern, schnappen sich Cedric Bixler-Zavala und Omar Rodriguez-Lopez mit The Mars Volta den Kopf, Tony Hajjar und Paul Hinojos hingegen das Herz und den Post-Hardcore. Nach drei Alben in vier Jahren ist Schluss, dann gibt es plötzlich wieder Shows, dann wieder nichts, und jetzt eine Erkenntnis: Herz hat „Trust The River“ jede Menge. Musikalisch fließt es aber in deutlich andere Richtungen, woran man sich zunächst einmal gewöhnen muss. „Believe“ etwa klingt für die einen nach stampfendem Heartland Rock im Stil von Bruce Springsteen, für die anderen gerade im Refrain nach furchtbarem Stadionrock der Marke U2. Dieser ausladenden Hymne folgt mit „Graveyard Luck“ ein verzerrter, punkiger Blues, der kompakter nicht sein könnte. Auf der anderen Seite der Medaille findet sich „Class Blue“, das zu Beginn noch an den Alternative-Prog von Dredg erinnert, sich dann aber doch an der straight nach vorne pumpenden Bassdrum von Ex-Beach Slang– und Cursive-Schlagzeuger Cully Symington orientiert. Am ehesten nach sich selbst klingen Sparta auf „Miracle“ mit seinem variablen Schlagzeugspiel und den ätherischen Gitarren und auf „Empty Houses“, das auch ein bisschen an Wards Country-Soloprojekt Sleepercar erinnert. Und dann wäre da noch die Nick Cave-Mörderballade „Spirit Away“, die musikalisch einfach nicht zum Rest der Platte passt. Das ist aber zu verschmerzen, da sich das Konzept vor allem in den Texten widerspiegelt. Die behandeln wörtliche oder metaphorische Entführungen, den Tod, die Immobilienkrise und weitere an Selbst- und Fremdverortung verknüpfte Themen. Den Figuren in Wards Songs mag ein Happy End manchmal verwehrt bleiben, Sparta hingegen haben sich gefunden – und ein Album aus dem Hut gezaubert, das sich nichts beweisen will und genau damit eben doch beweist, dass wir alle am Ende irgendwo ankommen. Auch wenn es manchmal etwas länger dauert.

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