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    Courtney Barnett
    MTV Unplugged (Live In Melbourne)

    VÖ: 06.12.2019 | Label: Marathon Artists/Rough Trade
    Text:
    Courtney Barnett - MTV Unplugged (Live In Melbourne)

    Kein Schnick-Schnack, dafür viel Gefühl – andere Musiker fahren gern mal ein ganzes Orchester im Blumenmeer auf, wenn MTV Unplugged anklopft, Courtney Barnett reicht eine Gitarre vor einer nackten Backsteinwand.

    Zu ihrer bereits bekannten, zweiköpfigen Band addiert die Singer/Songwriterin lediglich die Cellistin Lucy Waldron für das feine Vibrato zwischen den Zeilen und
    wählt sorgfältig acht Songs aus, die nicht nur einen Querschnitt durch ihre Karriere, sondern auch eine Hommage an ihr Heimatland Australien sind. Opener des Live-
    Albums, dessen zugehöriges Konzert am 22. Oktober vergangenen Jahres in Melbourne stattfand, ist „Depreston“, das Barnett zunächst allein und nur mit Gitarrenbegleitung eröffnet, um Band und Cello im hinteren Teil des Songs Raum zu lassen. Es bleibt der einzige Song an diesem Abend, der „Sometimes I Sit And Think, And Sometimes I Just Sit“ entstammt, dem Album, das Barnett vor fünf Jahren den Rang der schulterzuckenden, schlagfertigen Stimme ihrer Generation einbrachte. Ohne zu verharren, schlägt die 31-Jährige den Bogen zu „Sunday Roast“ vom Folgealbum „Tell Me How You Really Feel“ und plötzlich erscheint nicht länger die strubbelköpfige Slackerin vor dem inneren Auge, sondern Neil Young und Bob Dylan zu früheren Zeiten auf ähnlich kargen Bühnen und niemand anderem verpflichtet, als den Songs, die sie vor sich ausbreiteten. Dazu passt das folgende Archie-Roach-Cover „Charcoal Lane“, für das sich Barnett Landsmann und Vorbild Paul Kelly auf die Bühne holt, um eine ganz neue Bedeutungsebene zu öffnen: Roach, Aborigine-Kind der sogenannten gestohlenen Generation, verarbeitet seine Geschichte in seiner Musik, Barnett und Kelly gelingt der ehrfürchtige Umgang mit diesem persönlichen Material mithilfe von zweistimmigem Gesang und Mundharmonika hervorragend. Ebenfalls Gänsehaut liefert die Klavierversion von „Nameless, Faceless“ unterstützt durch Gastmusikerin Evelyn Ida Morris, die den Song vom Midtempo-Rocker in eine düstere Ballade verwandelt. Das bisher unveröffentlichte „Untitled (Play It On Repeat)“ greift die melancholisch gefärbte Stimmung auf und macht den Weg frei für das Seeker-Lover-Keeper-Cover „Not Only I“ mit dem neuseeländischen Singer/Songwriter und dritten Gastmusiker des Abends Marlon Williams an Gitarre und Gesang. Wenn die Platte nach sieben Songs mit Leonard Cohens „So Long, Marianne“ endet, beschließt Barnett damit eine runde Akustikshow, die nichts als die Musik in den Mittelpunkt rückt, mit einem weiteren Highlight. Einziges kleines Manko dieses Live-Albums ist seine Kurzweil: zwei, drei Songs mehr hätten es schon sein dürfen.

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