Public Enemy
There’s A Poison Goin On...

Laut Ankündigung hätte diese Platte ja schon letzten Herbst – nur Monate nach ihrem Soundtrack zum Spike Lee-Film „He Got Game“ – erscheinen sollen, aber die mittlerweile leider schon üblich gewordenen Labelkapriolen führten zu dieser mehrmonatigen Verzögerung. Denn nachdem sich ihr Stammlabel ‘Def Jam’ fürchterlich angepißt fühlte, daß Chuck D. auf der bandeigenen Homepage einen Song vorab zum Herunterladen ins Netz gestellt hatte und die Sache dann rechtlich eskalierte, trennte man sich vom Kultlabel und stand erstmal ohne Deal da. Jetzt ist eben eine andere Firma verantwortlich (obwohl man sich das komplette Album nach wie vor für $ 8,- über www.atomicpop.com herunterladen kann), und einer erneuten weltweiten Eroberung des Black Planets steht nun nichts mehr im Wege. Um es gleich vorweg zu nehmen: Im Vergleich zu „He Got Game“ gelingt es Chuck D., Flavor Flav, Professor Griff und Terminator X tatsächlich, an Deepness und Präzision noch einen Zahn zuzulegen – im schnellebigen HipHop-Biz steht bis heute wahrscheinlich kein Act so sehr für qualitative Konstanz wie Public Enemy. Verglichen mit den früheren Outputs lassen es die vier Mittdreißiger in puncto Tempo und Arrangement heute entschieden ruhiger und unbemühter angehen, ohne dabei jedoch an Biß zu verlieren. Ihre hochgradig sozialkritischen, in gewohnt unrhythmisch-rhythmischem Flow vorgetragenen Lyrics über das Millennium, die Platten- und Lifestyle-Industrie, über Drogen und andere Sinn- und Geistvernebeler sind in ihrer Härte, Kraft und Wortwahl erschreckend real und pointiert. Sie verfangen sich weder in Playa- oder erhobenen Zeigefinger-Attitüden, noch verfallen sie der Versuchung, auch nur einen Top 40-Radio-tauglichen Track auf dem Album unterzubringen. PE sind p.c. So p.c., daß es fast schmerzt. Denn es führt einem unmißverständlich vor Augen, daß der Verfall der HipHop-Kultur mit zunehmendem kommerziellen Erfolg immer weiter voranschreitet.