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    City At Dark
    City At Dark

    VÖ: 08.11.2019 | Label: Snow White/Rough Trade
    Text:
    Platte des Monats
    City At Dark - City At Dark

    Berlin, Berlin, dein Herz kennt keine Mauern: Laura Landergott und Yair Karelic haken sich gegenseitig unter, greifen zum Hochprozentigen und gehen auf einen Trip durch die Nacht. Als City At Dark kombiniert das Duo düsteren Neo-Country und Kraut-Beats mit Psych-Gitarren und Berlin-Romantik.

    Die Mauerstadt am Vorabend der 80er, alles ist in Schwarz/Weiß getaucht. Das Neonschild des Kant-Kinos flackert, irgendwo schmeißt jemand fluchend eine leere Wodkaflasche in den Hinterhof – faszinierend, welche Assoziationskette allein das Video zu City At Darks „One By One“ auslöst: Hier wird sich zugeschüttet, Kette geraucht und bei Kerzenlicht philosophiert, die Nacht durchgemacht und am Tresen geklebt, als hätte Blixa Bargeld eben erst seine Spätschicht im Risiko angetreten. Zunächst als Rán unterwegs, veröffentlichte die Wienerin Landergott und Karelic aus Tel Aviv 2017 ihre erste EP mit dem Titel „Hunt Like Lions“. Landergott kennt man unter anderem als Teil der österreichischen Band Ja, Panik, Songwriter und Gitarrist Karelic gehörte zum multinatinalen Kraut-Kollektiv Mystical Communication Service. Im Duett stellen die beiden jetzt den Fokus scharf und breiten ihren in streng Schwarz/Weiß gehaltenen Neo-Wave-Entwurf auf Albumlänge aus. Der visuelle Kontrast des Duos passt bestens zu den Gegensätzen in ihrem Klangbild. Da sind die nüchternen Großstadt-Beats, mal aus der Dose, dann wieder von krachigen Drums gespielt, dazu der oftmals unterkühlte Gesang auf der einen Seite, demgegenüber die groß angelegten, teilweise psychedelischen Americana-Anklänge und die Sehnsucht nach Weite stehen. Songs wie das bereits erwähnte „One By One“ mit seiner kompromisslosen Motorik, das von Twang-Gitarre angeschobene „Tidal Wave“ und das extrakühle „Freeway“, in dem sich Industrial-Percussion und „Babylon Berlin“-Glamour zum hypnotischen Tanz treffen, mögen in ihren Arrangements aus unterschiedlichen Richtungen kommen, sie eint jedoch vor allem eins: die ungebrochene Begeisterung für die dunklen Seiten der Großstadt, in der bei Kurzen, Kippen und Koks zu lauter Musik über die Abgründe des Lebens philosophiert wird. Wo die Genialen Dilletanten einst jedoch zwischen Risiko, Loft und Dschungel hin und her staksend auf kathartischen Krach setzten, ist bei Landergott und Karelic das Händchen für große Melodien unüberhörbar – mal grenzenlos wie ein Wüstenpanorama, dann vorwärtsdrängend, als seien die beiden auf der Flucht. Die Idee vom somnambulen Pärchen, bei dem man sich unentwegt fragt, ob es vor dem Altar, in der Nervenheilanstalt oder auf dem elektrischen Stuhl endet, ist nicht ganz neu (siehe DNA), Landergott und Karelic aber fügen der Duo-Historie einen ganz eigenen Tonfall hinzu. Einen, der sich nicht nur mit zwei, drei starken Singles begnügt, sondern bis zum Schluss bedrohlich glüht und pulsiert. „Lucid Dream“ schlängelt sich wie durch feinen Sand, „So Far“ kombiniert Upbeat und imaginäres Fingerschnipsen mit speckiger Sologitarre. „Belly Of The Moonlight“ als Rausschmeißer stolpert mit Knackbass und wütender Snare über verrostete Gleise, trägt die Gebeine von Johnny Cash im Rucksack über der Schulter, immer knapp davor, sich vollends der Hysterie oder dem Untergang hinzugeben. Darauf noch einen Kurzen.