Isis
Temporal

Die Fassungslosigkeit war nicht nur bei VISIONS-Events-Chef Roman Pitone (der Isis nicht für eine der besten progressiven Post-Metal-Bands, sondern definitiv für die beste hält) groß, als sich die Band um Aaron Turner, den Gründer des mittlerweile ebenfalls nicht mehr existenten Hydra-Head-Labels, im Mai 2010 ein Jahr nach der Veröffentlichung ihres letzten Albums „Wavering Radiant“ plötzlich auflöste. „Mit Isis haben wir alles gemacht, was wir uns jemals vorgenommen hatten“, kommentierte die Band ihr Ende. 2004 und 2006 hatten sie mit „Panopticon“ und „In The Absence Of Truth“ nicht nur zwei persönliche Meilensteine veröffentlicht, sondern sich in der ersten Reihe an der Umwälzung von Metal – oder sagen wir einfach: harter Rockmusik – beteiligt. Hör- waren ebenso zu vernachlässigen wie Sehgewohnheiten. Isis‘ epische Metalsongs funktionierten im düsteren Club ebenso wie in der Mittagssonne auf einem großen Open-Air-Festival. „Streetcleaner“, der Opener der zweiten „Temporal“-CD, ist so ein Beispiel für ihr kompromissloses Vorpreschen; Isis tragen das Godflesh-Cover deutlich schneller und kraftvoller vor als das Original. „Temporal“ enthält auf einer DVD alle fünf Videos, die Isis in ihrer Karriere produziert haben, und auf zwei CDs oder drei LPs 13 weitere Tracks. Eine einzige Akustik-Version (von „20 Minutes/40 Years“) und rare oder unveröffentlichte Demos und Remixe wie die äußerst schauderhafte Melvins-Lustmord-Kollabo „Not In Rivers, But In Drops“ verdeutlichen, wie vielfältig Isis in ihren Songs gesungen, geschrien oder geschwiegen haben.