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    Kim Gordon
    No Home Record

    VÖ: 11.10.2019 | Label: Matador/Beggars/Indigo
    Kim Gordon - No Home Record

    Vier-Ohren-Test

    Kim Gordon hat doch noch die Platte gemacht, die klingt, wie das unwürdige Ende von Sonic Youth wirkte. Altersmilde. Erfolgssatt. Nach all den Jahren ausgebrannt. Alles wäre besser gewesen als das, was man bekommen hat: ein Beziehungsdrama. Die banalste und als solche menschlichste aller Art und Weisen, eine Band vor die Wand zu fahren, die 30 Jahre lang um ein Ehepaar als ihr kreatives Epizentrum kreiste. Sonic Youth waren mehr als die Summe ihrer Einzelteile, aber um es positiv zu sehen: Thurston Moore und Lee Ranaldo haben seit dem Split gute bis sehr gute Soloalben aufgenommen, und auch Kim Gordons Body/Head-Projekt hatte seinen erratischen Reiz. Die wahre Wut aber hat sie sich aufgespart für das erste Album einer langen Ausnahmekarriere unter nichts als ihrem Namen. Mit einem, so lässt es sich jedenfalls lesen, deprimierend ungeschönten Titel. Doch die Schwere, mit der sie per Cello ins Album zieht, hält keine halbe Minute, dann zerlegen rohe, mechanische Beats die Melancholie. „Like an old man in the day/ In the sunlight dreaming in a tent“, sprechsingt Gordon. „Aliveness is an objection/ Affected me.“ Nicht jedes Stück auf „No Home Record“ zieht es ins Extreme. Aber aufs Ganze gesehen löst Gordon mit Songs wie dem zerschossenen „Air BnB“, dem exzessiven „Hungry Baby“ oder ihrem LoFi-Upgrade zu Björks „Army Of Me“ namens „Murdered Out“ ein heimliches Versprechen ein: die Gift und Galle spuckende Platte, die man ihr eher zugetraut hätte. Ein paar Monate nachdem sie erfahren hatte, dass ihr Mann eine andere fickt.
    9/12 Dennis Plauk

    Arty Musik kann durchaus spannend und sexy sein. So seelenlos wie hier kann sie aber vor allem eins: weg. Kim Gordon ist gefühlt seit einer halben Ewigkeit in Musik- und Kunstkreisen unterwegs, vielleicht zu lange, um das wichtigste Element der Musik auf ihrem ersten Soloalbum zu berücksichtigen: Bei aller Extravaganz, bei aller Eskalation und Übertreibung braucht es im Kern etwas, das die Seele berührt. Ein mulmiges Gefühl hat man schon beim hölzernen Opener „Sketch Artist“, erste handfeste Fragen tauchen dann spätestens bei „Murdered Out“ auf: Wozu dieses Geleier? Der Beat dazu hat sich irgendwie vom vorhergehenden Song „Paprika Pony“ herübergeschleppt. Die Titel sollen dabei den ganz eigenen Humor anteasern, der Gordons Texten angeblich innewohnt. Das mag sein, aber verpackt in nervtötende Beats und mit ordentlich Hall auf der Stimme, wirkt dieser weniger subtil und trocken als albern und überzogen, wie der Song „Play It“ beweist. Mag auch sein, dass die ehemalige Sonic-Youth-Bassistin sich hier einfach mal grenzenlos ausleben wollte, aber muss es denn wie im Instrumentalteil von „Cookie Butter“ auf Kosten sämtlicher Geduldsfäden sein? Was sollen diese dröhnenden, überlagerten Gitarreneffekte auslösen, außer dem Wunsch, sie mögen endlich enden? Wo bleibt der kleine Funke, der das Feuer der Erkenntnis beim Hörer entzündet? Das folgende „Hungry Baby“ kommt dann fast schon versöhnlich punkig um die Ecke, kann nach sieben Songs seelenloser Leere aber kaum etwas wiedergutmachen.
    4/12 Juliane Kehr

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