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    Alcest
    Spiritual Instinct

    VÖ: 25.10.2019 | Label: Nuclear Blast/Warner
    Alcest - Spiritual Instinct

    Vier-Ohren-Test

    Ab nach draußen, Bäume umarmen! Auf ihrem sechsten Album huldigen die Ex-Black-Metaller der Natur. Die sei nämlich seine Lieblingskirche, erklärt Sänger und Gitarrist Neige, und generell der Ort, an dem er die eigenen spirituellen Instinkte am besten fühle. So klingt „Spiritual Instinct“ auch: nach einer Band, die fast 20 Jahre nach ihrer Gründung auf festem Waldboden steht und die Arme ganz weit öffnet, um Riesenmammutbäume anzufassen. Dass die weder auf dem Friedhof noch am Straßenrand einer coolen Großstadt stehen, ist eh klar. Den Black Metal von früher haben die Franzosen längst hinter sich gelassen und sind über Shoegaze und Blackgaze auf dem weiten Feld des Post-Metal angekommen. Dort schlägt sich Winterhalters Schlagzeug mal ultratrocken unter metallischen Riffs durch, die in Tosen und Brausen ausbrechen, um die inneren Dämonen zu bekämpfen und dann wieder komplett stillzuhalten, während leise Schwaden über die Lichtung wabern. Es gibt sanfte Keyboard-Melodien und post-rockige Trommelwirbel, und auch wenn man von Neiges ausschweifendem Knödelgesang halten kann, was man möchte, klingen Alcest 2019 so eigenständig wie wenige andere Bands ihrer vielen Genres. „Spiritual Instinct“ entwickelt seine Dynamik über sechs Songs auf fünf bis neun Minuten Länge zwischen dichten Ausbrüchen und luftigen Meditationen, die man sich tatsächlich perfekt zum nächsten Waldbad ins Ohr stecken kann. Genug Wut, um für die Rettung der Bäume zu demonstrieren, bleibt ja trotzdem noch.
    9/12 Britta Helm

    Alcest verwechseln neuerdings Spiritualität mit Kitsch und werden so zur ganz gewöhnlichen Post-Metal-Band. So, so, also die Natur, so Alcest-Sänger und -Gitarrist Neige, ist der schönste Tempel. Und im Duo mit Schlagzeuger Winterhalter jagt er jetzt lieber Baumgeister, als dem Belzebub hinterher zu hecheln. Damit stehen Alcest nicht alleine da, und sie werden es auch in Zukunft nicht tun, denn dort, wo sie sich mit „Spiritual Instinct“ musikalisch breitmachen wollen, sind Russian Circles und Mogwai längst gewesen. Am deutlichsten wird das in „Sapphire“, dem kürzesten und konventionellsten Song des Albums. Winterhalter klingt hier, als hätte er die Zeit seit „Kodama“ (2016) vor allem mit Gewichtestemmen verbracht, vermutlich waren es aber Baumstämme, die er der Länge nach geordnet hat. Darüber legt Neige ein derart simpel runtergeschrubbtes Riff und eine vorhersehbare Gesangsmelodie, dass man sich ein bisschen für dumm verkauft vorkommt. Richtig käsig und kitschig wird es im Titelstück und vor allem in „Le Miroir“, vermutlich Neiges Auseinandersetzung mit seinem eigenen Ich. Viele Abgründe kann er in dieser Suppe aus ätherischen Gitarren, sphärischem Gesang und auf Drama getrimmtem Schlagzeug, deren Fettaugen aus Pink-Floyd’schem Edelkitsch abgeschöpft sind, nicht gefunden haben. Denn immer, wenn sich auf „Spiritual Instinct“ Spannung aufbaut, wird sie in Richtung Himmel verlängert, schickt Neige seine Dämonen zum Luftschnappen und nicht in den Keller. Dort oben aber ist die Luft dünn.
    5/12 Florian Schneider

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