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    Jamie Lenman
    Shuffle

    VÖ: 05.07.2019 | Label: Big Scary Monsters/Membran
    Text:
    Jamie Lenman - Shuffle

    Jamie Lenman pustet eine dicke Schicht Staub vom Sammelbegriff „Cover-Album“ und steckt dessen Grenzen neu ab. Einen Finger auf der Skip-Taste shuffelt er sich nicht bloß durch seine Musikbibliothek, sondern gleich durch einen ganzen Medienfundus – Videospiel, Buch und Grabsteininschrift inklusive.

    „Das hat bisher noch niemand gemacht“, sagt Lenman über sein neues Projekt, und natürlich darf man sein Augenzwinkern bei dieser wagemutigen Behauptung nicht unterschlagen. Cover-Alben gibt es zur Genüge, viele sind verzichtbar. „Shuffle“ ist sowohl der Versuch, den schlechten Ruf der Disziplin ein wenig zu verbessern, als auch ein Ausreizen der künstlerischen Freiheit. Denn die Zusammenstellung der 14 Songs ist skurril. Um zu veranschaulichen, wie das Album funktioniert, stelle man sich eine Truhe vor, in der Lenman nicht nur während seiner Kindheit Liebgewonnenes verstaut hat, sondern die er sein ganzes bisheriges Leben lang mit Kuriositäten, Erinnerungen und Merkwürdigkeiten befüllt. Er wühlt darin, findet eine Kassette, hat dann aber doch keine Lust darauf. Einige Lieder werden nur kurz angerissen und augenblicklich mit einem gelangweilten „Nah“ oder „Fuck it“ verworfen. Er entdeckt alte Bücher und Videokassetten. Das Spektrum reicht vom Welthit „Hey Jude“ bis zum vergessenen SNES-Spiele-Soundtrack. Mit den Beatles steigt Lenman noch relativ unspektakulär ein. Die Uptempo-Version des „Revolver“-Klassikers „Tomorrow Never Knows“ geht glatt als radiotauglich durch, ebenso das Seal-Cover „Killer“. Der trashige Beat des Originals drängt sich förmlich auf, von den groovenden Gitarrenriffs Lenmans zerpflückt zu werden. Doch bevor es sich jemand allzu gemütlich macht im Land der unbegrenzten Cover-Möglichkeiten: Die folgende Minute „Popeye“-Intromusik offenbart ein Aggressionspotenzial, das selbst einem Seemann auf Spinatüberdosis nicht zuzutrauen ist. Noch so eine aufgearbeitete Kindheitserinnerung ist Melvilles Roman „Moby-Dick“, aus dem Lenman deutlich entspannter ein ganzes Kapitel vorliest. Das beruhigt. Und wenn wir schon bei Klassikern sind: Nichts ist mehr retro als die Interpretation einer der ältesten Musiknotationen der Welt. Auf „Seikilos“ zupft Lenman eine fast 2000 Jahre alte Grabinschrift nach. Daneben ist das zappelige „She Bop“ von Kaugummi-Pop-Fee Cindy Lauper kaum mehr als eine Randnotiz. Diese Wundertüte der persönlichen Vorlieben zeigt auch: „Shuffle“ hat kein übergeordnetes Thema. Das Skip-Motiv dient eher als Alibi-Konzept, um all die Ideen halbwegs zu verknüpfen. Aber braucht es überhaupt ein Konzept? Jamie Lenman beim Wühlen und Wiederentdecken zuzuhören, macht auch so mächtig Spaß.

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