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    Van Holzen
    Regen

    VÖ: 26.04.2019 | Label: Warner
    Text:
    Van Holzen - Regen

    Die Generationen Y und Z haben Angst vor dem Leben. Van Holzen sind eigentlich zu klug dafür, aber das löst nicht ihr Problem: Wie spielt man das Spiel der tausend Möglichkeiten?

    „Tut mir leid. Ich nehme mir die Zeit, um alleine zu sein“, singt Florian Kiesling im ersten Song „Alle Meine Freunde“ und erklärt gleich hinterher: „Ich und meine Freunde haben Angst, weil jeder von uns alles haben kann/ Ich glaube nicht daran“. Glaubt man den Medien und der Sozialforschung, gehören Van Holzen einer fragenden Generation an, die auf einer Welle der Individualisierung und Digitalisierung surft. Das Alternative-Rock-Trio aus Ulm steht unter Rechtfertigungsdruck: Womit haben ausgerechnet wir diesen Wohlstand verdient? Und wenn unsere Lebenssituation so privilegiert ist, warum sind wir dann verdammt nochmal unglücklich? Es gibt keine pauschale Antwort darauf, aber Van Holzen geben auf ihrem zweiten Album „Regen“ ihre persönliche ab. Im Titeltrack singt Kiesling: „Alle stehen im Regen, und alle stehen bei mir/ Ich kann mich nicht mehr bewegen und bleib für immer hier“. Die persönliche Aufbruchsphase ist einer kritischen Zeit der tausend Möglichkeiten gewichen. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied, doch die Vielzahl an Chancen führt zur Überforderung. Musikalisch spiegelt sich diese Verunsicherung in vielen Songs wider, die melancholischer und stärker vom Post-Punk beeinflusst sind als auf dem Vorgänger. „Royal“ vertont die eigene Orientierungslosigkeit und Abhängigkeit von einer geliebten Person mit kühlen und schrammeligen Gitarren, die an Love A erinnern. „Schwimmen“ beschreibt die kluge Erkenntnis, wie die junge Generation von überholten Wertvorstellungen und Glaubensmustern zurückgehalten wird. „So viele bunte Farben/ Keiner hier, der lacht/ Ich hab das so gelernt/ Keine Ahnung, ob es wahr ist/ Ich schwimme mit und ertrinke mit“, heißt es im Refrain. „Regen“ verfügt über mehr Melodie und Gefühl als das gefeierte Debüt „Anomalie“ von 2017, besteht im Kern aber aus demselben Alternative- und Stoner-Rock, der der Band vor zwei Jahren Vergleiche mit Royal Blood und Queens Of The Stone Age einbrachte. Das soll nicht heißen, dass Van Holzen auf Nummer sicher gehen. Selbst wenn die Band mit Musikriese Warner im Rücken von geschicktem Marketing sowie der professionellen Produktion von Heisskalt-Gitarrist Philipp Koch und Simon Jäger profitiert, „Regen“ erweckt nicht den Anschein, dass Van Holzen sich musikalisch einschränken oder etwas vorschreiben lassen würden. Dafür ist der Schrei nach Sicherheit, Glück und Orientierung zu groß und ehrlich gemeint. „Nicht mit mir, schau mich an, was ich alles kann!“

    weitere Platten

    Aus der Ferne

    VÖ: 12.11.2021

    Anomalie

    VÖ: 03.03.2017

    Van Holzen (EP)

    VÖ: 15.07.2016