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    The Good, The Bad And The Queen
    Merrie Land

    VÖ: 16.11.2018 | Label: Studio 13
    The Good, The Bad And The Queen - Merrie Land

    Vier-Ohren-Test

    Ja, Merrie Land ist Britishness im Kitschmantel. Vermissen wir schon jetzt, am Morgen danach. In den 90ern, lange vor dem Brexit und auf dem Höhepunkt des Britpop-Hypes, habe ich Blurs Damon Albarn für seine affektierte Nasenstimme fast so sehr gehasst wie die verschlüsselten Middle-Class-Codes von Pulps Jarvis Cocker. Das sollte nicht jeder verstehen, schon gar nicht Menschen auf dem Kontinent, wie die Briten so gerne sagen. Es wird dem Zeitgeist geschuldet sein, dass das zweite Album von The Good, The Bad & The Queen als sentimentale Milieustudie des schönen Englands nun so tief reingeht. Des bunten und liberalen Metropolen-Englands, um genauer zu sein. Albarn veranstaltet mit dem legendären Afrobeat-Schlagzeuger Tony Allen, leisen Off-Beat-Gitarren von The-Verve-Veteran Simon Tong und den Dub-Bässen von Paul Simonon (The Clash) einen Balladen-Nachmittag in gedämpftem Licht. Den kann man mit einem Schuss Rum im Tee noch besser ertragen und dann ergeben selbst die schillernden Flöten, Reggae-Bläser und Xylophone in „The Truce Of Twilight“ Sinn. Gleiches gilt für vibrierende Steel Drums, Streicher und andere entrückte Soundspuren in „The Poison Tree“. Wer hier auch nur Überreste von Britpop sucht, wird enttäuscht nach Hause gehen. Von „Parklife“ hat Albarn im besten Fall eine Soul-Version im Sinn gehabt und die ist ihm gelungen. Das Abschiednehmen von Great Britain – as we know it – vertont „Merrie Land“ wunderbar traurig.

    8/12 Martin Iordanidis

    Nach elf Jahren Pause glaubt die Supergroup, irgendetwas zum britischen Zeitgeschehen beitragen zu müssen. Es ist ja nicht so, als sei „The Good, The Bad And The Queen“, das im Januar 2007 veröffentlichte Debüt vom Superstar-Vehikel um Damon Albarn, Paul Simonon, Tony Allen und Simon Tong ein spannendes Album gewesen. Deshalb darf man nach der langen Pause auch nicht zu viel erwarten. Keiner der vier Beteiligten ist jünger geworden. Immerhin hört man den Songs das Alter der Interpreten an. Es sind Songs wie Tränensäcke. Im Opa-Schunkelrhythmus walzert „Merrie Land“ schnarchig daher. Darin versucht Albarn das zusammenzukratzen, was er in der Ray-Davies-Schule gelernt hat: England und seine Einwohner trefflich zu skizzieren. Unter den gegeben Brexit-Umständen natürlich. Wie arg und dringlich, bedrohlich, tragisch und irrwitzig diese Umstände sind, das wollen die Songs ums Verrecken nicht vermitteln. Da wird die altbackene Vaudeville-Orgel angeschmissen, während Afrobeat-Grandpa Allen dazu ganz sacht swingt, damit ihm ja die Haftcreme nicht schlapp macht. Albarn nölt teils unverständlich, teils larmoyant, ohne dass man das Gefühl bekäme, hier hätte irgendetwas eine tatsächliche Brisanz. Und dann gibt es diese Momente, wo sich die Jugend fragt: „Sheeesh?!“ Wenn etwa irgendein Trottel in „Gun To The Head“ seine Blockflöte auspackt und schräg darauf rumbläst. Ein negativer Höhepunkt in diesem lahmen Comeback. Bitte alle wieder hinlegen.

    4/12 Jan Schwarzkamp

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