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    24/7 Diva Heaven
    Stress

    VÖ: 19.03.2021 | Label: Noisolution/Soulfood
    Text:
    24/7 Diva Heaven - Stress

    Gekommen, um zu bleiben – bereits die ersten Sekunden von Stress stellen unmissverständlich klar, wohin die Reise auf dem Debüt von 24/7 Diva Heaven geht.

    Im Opener „Potface“ schreit Sängerin und Gitarristin Katharina Ott-Alavi nach einem energischen Schlagzeug-Intro mit heiserer Stimme gegen ein treibendes Riff an, als wolle sie sagen: „Hier sind wir! Ob es euch gefällt oder nicht“. Interessanterweise weckt dieser Einstand Erinnerungen an die Eröffnungssequenz von „Bruise Violet“ vom 1992er Babes In Toyland-Album „Fontanelle“, womit die offensichtlichen Hauptinspirationen von „Stress“ ausgemacht sind: Grunge und 90er Alternative Rock. Ott-Alavi, Bassistin Karo Paschedag und Schlagzeugerin Mary Westphal halten es über die gesamte Laufzeit der Platte simpel, aber effektiv. Die Verstärker und Verzerrer-Pedale sind im Dauereinsatz und produzieren heavy groovende Gitarrenparts, die selten aus mehr als drei Akkorden bestehen und bisweilen ins Noisige abdriften, nur um dann wieder Raum zu machen für beinahe poppige Melodiebögen. Vor allem „Bitter Lollipop“ vereint eben diese Gegensätze und ist als erste Single somit gut gewählt. Die eingängige, fast zuckersüße Strophe in Pop-Punk-Manier wird von einer dicken Wand aus Fuzz konterkariert, bis sie abrupt in einen Refrain mündet, der fast Metal-Anklänge aufweist. Das dazugehörige Video setzt diese Widersprüche auch visuell um: Das Berliner Trio performt zunächst geschminkt und in Schale geworfen inmitten einer knallbunten, rosa glitzernden Kulisse, bevor auf einen harten Schnitt der Auftritt in Jeans und T-Shirt folgt, ungekünstelt und ohne Make-up. Dass 24/7 Diva Heaven hier auch Klischees von Weiblichkeit persiflieren, liegt nahe, denn eine unpolitische Party-Band sind sie beileibe nicht. Als Mitinitiatorinnen des „Grrrl Noisy“-Kollektivs wollen sie über Jam-Sessions oder Diskussionsplattformen ein Netzwerk von und für Frauen in oft eher männlich dominierten Underground-Genres schaffen – und gehen als bestes Beispiel voran. Diese Sensibilität für soziale und politische Themen zeigt sich nicht zuletzt in den Texten auf „Stress“. „White Swamp“ stellt etwa Rassismus und Unterdrückung an den Pranger, während sich „Head On Collision“ Populismus und der Erosion von Demokratie annimmt. Dass vor allem in der zweiten Hälfte der Platte (Hardcore-)Punk-Einflüsse durchscheinen, ist musikalisch nur folgerichtig. Was nach elf Songs ohne nennenswerte Verschnaufpause bleibt, ist vor allem eine Erkenntnis: 24/7 Diva Heaven sind keine Innovatorinnen, gehen aber so leidenschaftlich zu Werke, dass man wahlweise eine Band gründen oder etwas in Brand stecken möchte.