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    Ty Segall
    Freedom's Goblin

    VÖ: 26.01.2018 | Label: Drag City
    Text:
    Platte des Monats
    Ty Segall - Freedom's Goblin

    Ty Segall ist ein Genie. Das war einigen schon länger klar, aber mit „Freedom?s Goblin“ überzeugt er auch die letzten Zweifler. Ein Album, das eine ganze Plattensammlung mit Musik aus den 70ern ersetzt – inklusive Disco-Ära.

    Fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem nach dem Künstler benannten Vorgänger veröffentlicht Ty Segall sein zehntes Album in zehn Jahren. Daran gearbeitet hat er 14 Monate lang. Was für andere Künstler ein Schnellschuss wäre, ist für Garage-Don Segall die längste Zeit, die er bislang in ein Album gesteckt hat. „Freedom’s Goblin“ ist auch das längste Album seiner Karriere, knapp 75 Minuten, und nicht eine Sekunde davon ist langweilig oder überflüssig.

    Auf jedem seiner bisherigen Alben hat Segall eine bestimmte Phase seines Lieblingsjahrzehnts genommen und in knackigen Garage-Rock übersetzt. „Manipulator“ (2014) etwa war eine Verbeugung vor Glam, auf „Emotional Mugger“ nahm er sich Psych-Rock an. Segall hat dabei nie hinterm Berg gehalten mit seinen Vorbildern, aber auf „Freedom’s Goblin“ stellt er sie ins Schaufenster. Ein Song heißt „The Last Waltz“, ein anderer „The Main Pretender“, ein dritter „I’m Free“. Dabei ist sich Segall nicht zu schade, direkt zu zitieren, etwa wenn er Hot Chocolates „Every 1’s A Winner“ covert und herausstellt, warum der Song viel besser ist, als wir ihn in Erinnerung haben. Vor allem aber lässt er das Cover nicht in der Luft hängen, baut es nicht ein, um einen sicheren Hit zu landen. Stattdessen gibt es im Anschluss mit „Despoiler Of Cadaver“ einen locker in der Hüfte schwingenden Disco-Stomper mit schmatzendem Bass, funky Chic-Gitarre und Falsettgesang. Ihm folgt mit „When Mommy Kills You“ ein harter Garagenrocker, in dem Segall wieder klingt wie der uneheliche Sohn von John Lennon. Obwohl er immer wieder die Genres wechselt, der Ballade „Rain“ „Every 1’s A Winner“ folgen lässt, auf „When Mommy Kills You“ mit „My Lady’s On Fire“ mit einem Neil Young-Moment antwortet, ist „Freedom’s Goblin“ viel mehr aus einem Guss als die neun Vorgänger.

    Das liegt auch an der klaren Fokussierung, mit der sich Segall der Grundidee eines Songs annimmt und bis zum Ende durchzieht – ohne sie in Wunderkind-Manier ins Lächerliche oder Groteske zu ziehen. So kann er mit jedem neuen Song noch einen draufsetzen. „Alta“ nach „My Lady’s On Fire“ ist ein erhabener Breitwandrocker, der in „Meaning“ von einem hektischen Kuhglocken-Groove abgelöst wird, bis der in einen trashigen Punksong abbiegt, den Segalls Frau Denée singt. „She“ ist wiederum Segalls Version von Black Sabbath. Den absoluten Trumpf zieht er aber erst am Ende aus dem Ärmel: „And Goodnight“ beendet das Album in über zwölf Minuten mit einem Blues, an dem Cream genauso ihre Freude gehabt hätten wie Neil Young’s Crazy Horse.

    Möglich, dass es für einige Zeit das letzte Mal ist, dass Segall seiner Gitarre derart viel Raum gibt, denn der Mann hat Pläne: Ein HipHop-Album würde er gerne machen, eine Schlagzeugplatte, um sein eigenes Spiel zu verbessern, und eine mit Klavierballaden. Bis es in spätestens einem Jahr soweit ist, hat man an der Klasse von „Freedom’s Goblin“ genug zu kauen.

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