Cold War Kids
Dear Miss Lonelyhearts

Unmännlich, weil Nathan Willett auf „Dear Miss Lonelyhearts“ mit seiner manchmal arg extrovertierten Stimme souverän Gesangslinien schmettert, die man sonst eher von Adele oder Beth Ditto erwartet. „If you start from scratch you have to sing/ Just for the fun of it“, singt er im hibbeligen Opener „Miracle Mile“. Die Vorabsingle geht noch als potentieller Indie-Frühlingshit durch, danach gibt es nicht mehr viel, was Cold War Kids als Rockband identifiziert. Bei reduziertem, tastenlastigem Sound steht Willett noch mehr im Mittelpunkt als auf den bisherigen drei Alben. „Jailbirds“ ist ein Duett zwischen seiner Stimme und seinem Keyboard, angetrieben von einem rastlosen Schlagzeug – und in dieser Konstellation eigentlich ein perfekter Gossip-Song. Die Gitarre von Neumitglied Dann Gallucci funkt zwar irgendwann lautstark dazwischen, aber der dreifache Ex-Gitarrist von Modest Mouse und sein Instrument bleiben eine Randnotiz zu „Dear Miss Lonelyhearts“. Genauso wie die überraschungslose Soulballade „Tuxedos“, die nach einer zugegebenermaßen schönen Fingerübung klingt. Auffälliger sind die vielen rollenden Schlagzeugparts, die wabernden Bässe und die fiependen Synthies. Gleichzeitig eingesetzt – wie in „Lost That Evening“ – erinnern sie an das polarisierende „In This Light And On This Evening“ von den Editors. Auch dort positionierte sich eine Band mit großem Sänger und ebensolchen Ambitionen neu. Damit macht man zwar nicht alle Fans glücklich, kann aber auch nicht mehr als „beliebig“ bezeichnet werden.