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    Marina And The Diamonds
    Electra Heart

    VÖ: 25.05.2012
    Text: Dennis Drögemüller
    5 / 12

    Von dem kerngesunden Rollenmodell einer selbstermächtigten weiblichen Popmusik mit Herz und Hirn ist wenig übrig: Marina Diamandis scheitert auf ihrem zweiten Album an einer Selbstinszenierung als Kunstfigur.

    „I’m obsessed with the mess that’s America“, sang die Waliserin in ihrer Hitsingle „Hollywood“ und formulierte damit präzise ihre Hassliebe gegenüber dem Glamour amerikanischer Starwelten, in denen weibliche Popstars ihren Ruhm oft mit dumpfen Rollenklischees erkaufen. Für „Electra Heart“ schlüpft Diamandis selbst in die Rolle einer gleichnamigen platinblonden Sehnsuchtsprojektion. Sie scheint allerdings selbst nicht sicher, ob ihre 16 Songs zwischen Verruchtheit, Liebesdramen und Selbstzweifeln auf die Leere und Einsamkeit hinter der glitzernden Fassade der (selbst-)vermarkteten Traumfabrik-Frauen hinaus wollen oder doch lieber ein lustvoller Kniefall vor „Madonna, Marilyn Monroe und Marie Antoinette“ wären. „I want to be a real fake“ heißt es passend in Teen Idle – leider ist der Song fast der einzige, bei dem aus der Fallhöhe von hochglänzender Oberfläche zu textlicher Tiefe wirklich etwas Emotionales entsteht. Wenn Diamandis ansonsten zu ungewohnt stumpfem Electro-Pop aus 80er-Remineszenzen und Bratz-Beat die Bubblegum Bitch und Primadonna gibt, verschwimmen ironische Distanz, Bewunderung für Pop-Dekadenz und ehrlicher Masochismus gegenüber eigenen Verletzungen. Die Hörer von Katy Perry, Lana del Rey oder Lady Gaga dürften solche Prom-Queen-Fantasien auch eher wörtlich verstehen. Als Subversion ist „Electra Heart“ damit misslungen – und stutzt das überbordende Talent der kleinen großen Diva Marina Diamandis völlig unnötig auf Mainstream-Format.