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    Menomena
    Moms

    VÖ: 19.10.2012 | Label: Barsuk/Alive
    Text: Daniel Gerhardt
    Menomena - Moms

    Nach dem Weggang von Brent Knopf erfinden sich die verbliebenen zwei Menomena-Mitglieder neu: Ab sofort sind sie die dreckigsten Scheißkerle im Indierock für Alleskönner.

    Irgendwann, heißt es über die Männer in der Band aus Portland/Oregon, sollen sie nicht mal mehr miteinander gesprochen haben. Man hat das nie gehört auf ihren Platten, aber man hat es schon früh gesehen auf ihren Konzerten und sich dann heimlich gefreut, dass doch nicht jede Band das Bedürfnis zur Gangmentalitäts-Kultivierung und Verbrüderung mit ihrem Publikum spürt. Menomena als Trio waren exakt die Summe der einzelnen Teile, verdammt guter Teile, um da genau zu sein; man konnte sie deshalb bewundern als einzigartige Indieprogband, aber zugegeben, man konnte sie schon immer nur schwer lieben. Das alles ist jetzt egal, denn Menomena haben es selbst nicht mehr ertragen: Knopf ist raus und konzentriert sich fortan auf sein Soloprojekt Ramona Falls. Hört man mit diesem Wissen „Moms“, wird die bisherige Rolle des Multiinstrumentalisten in ein neues Licht gerückt. Knopf muss es gewesen sein, der Menomena den musikwissenschaftlichen Background gegeben hat – trotz aller groß zersägten Gitarren und Melodiebögen klang die Band bis hierher schließlich wie eine Rockgruppe, der das National-Geographic-Abo direkt in den Proberaum geschickt wird. Außerdem war es wohl Knopf, der Benimm und Diskretion hochgehalten hat: Mit „Moms“ stürzen sich Justin Harris und Danny Seim (ebenfalls Multiinstrumentalisten und weitgehend gleichberechtigte Leadsänger) nämlich so genüsslich in fiese familiäre Abrechnungsfantasien, als dürften sie endlich ran an ein Thema, das bisher aus Anständigkeitsgründen tabu war. Es geht um schlechte Gene auf der fünften Menomena-Platte, alleinerziehende Eltern, versagende Väter und vor allem um das, was deshalb mit Seim und Harris passiert ist. Beide inszenieren sich als armseliges Produkt ihrer Herkunft, leben aber prima damit, „parasitic fucks“ zu sein, „failures cursed with male genitalia“ oder „random strangers at a glory hole“. So draufgängerisch wie „Moms“ war nämlich noch keine Menomena-Platte, und so aggressiv auch nicht: „Capsule“ hat das verzerrteste Gitarrenintro des Jahres und später eine Querflöte, „Heavy Is As Heavy Does“ fällt den eigenen „fucked up family tree“ mit einem Solo, das Wilco-Gitarrist Nels Cline nicht schöner zerschossen hätte, und in „Plumage“ stochern die weiterhin Band-kennzeichnenden Saxofone mit besonderer Pingeligkeit herum. Indierock mit dem größtmöglichen Ausstattungspaket also. Aber auch die beste Thanksgiving-Dinner-Folge, die es von Roseanne nie gegeben hat.

    weitere Platten

    The Insulation (EP)

    VÖ: 16.04.2024

    Mines

    VÖ: 23.07.2010

    Friend And Foe

    VÖ: 31.08.2007