Everlast
Songs Of The Ungrateful Living

Über die Schlechtheit der Welt – und wie man es besser machen kann. Immerhin: Man kann Everlast problemlos abnehmen, dass es ihm ernst ist mit seinen Anliegen. Schon immer zeigte er sich höchst reflektiert in Bezug auf globale Ungerechtigkeiten, den bösen Kapitalismus und das Zugrunderichten unserer Lebensressourcen. Nun macht er eben fast ein ganzes Album darüber. Damit wäre auch das innovativste Element der fünften Everlast-Platte genannt, denn stilistisch bleibt alles beim Alten: Die – mit 15 Songs plus drei Bonus-Tracks überdimensioniert zahlreichen – Stücke schwingen lässig mit ihren HipHop-Beats, Western-Gitarren, dezenten Gospelchören, dumpfen Bässen und Everlasts unverwechselbarer Stimme zwischen Storytelling, Blues-Gesang und lakonischen Raps. Neu ist das alles aber auch nicht mehr, im Gegenteil: In seiner Stiltreue wirkt Everlast mittlerweile eine Spur zu altbacken und rückwärtsgewandt. Bleiben die Texte – hier versteht er es gekonnt, Finger in offene soziale Wunden zu legen, gesellschaftliche Entgleisungen messerscharf zu sezieren und am Ende mit Songs wie „I’ll Be There For You“ und „A Change Is Gonna Come“ einen optimistischen Ausblick zu geben. Den Fan wird all das sicher freuen, denn er wird mit solide komponiertem, stimmungsvoll arrangiertem, typischem Everlast-Futter verwöhnt. Wer ihn hingegen eher ganz nett findet und schon seinen Debüt-Klassiker Whitey Ford Sings the Blues im Schrank hat, muss sich ernsthaft fragen, ob er noch ein Album von nahezu identischer Machart benötigt.