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    Yuppicide
    Shinebox

    VÖ: 01.01.1900
    11 / 12
    Yuppicide - Shinebox

    Aktive Zeit: 1988-1999, 2010

    Zuhause: Brooklyn/New York, USA

    Werdegang:
    Auch Bands, die als besonders hart gelten, fangen meistens mal irgendwo und irgendwie ganz weich an. So ist es auch mit Yuppicide, die sich im Jahr 1988 aus einer – Achtung – Party-/Punk-Coverband mit bemerkenswertem Sängerverschleiß herausentwickeln. Das erste stabile Line-up sieht schließlich so aus: Jesse Jones als Sänger, oder besser: Aggro-Erzähler, John Lynch an den Drums, Joe Keefe am Bass und Steve Karp als Gitarrist. Damit die frisch formierte Band überhaupt in der lokalen und florierenden HC-Szene von New York auftreten kann, braucht sie ein Demo-Tape. Dafür schreiben sie neun Songs, in denen der charakteristische Stil von Yuppicide vom Fleck weg zu erkennen ist, und nehmen sie im Coyote Studio in Brooklyn auf.

    Als Don Fury eine der Songs für den Sampler Look At All The Children Now neu abmischt, wird eine Partnerschaft besiegelt, die Yuppicide auch einen Deal mit dem Label Wreck-Age eintütet. Fear Love, ihr Debüt nach einer weiteren Seven-Inch, erscheint schließlich 1990, und Yuppicide werden dank der Connections von Wreck Age auf so eine Art transatlantisches Hardcore-Austauschprogramm geschickt. Es gilt schließlich auch, die ebenso florierende HC-Szene außerhalb des Epizentrums New York City zu bedienen. Yuppicide und Europa, das passt – zumal ihre Bühnenshows ein prägendes Erlebnis sind. Wer das nicht glauben will, sollte nach dem legendären Wreck-Age-VHS-Tape forschen, auf dem Yuppicide neben Stillsuit und Die 116 live vertreten sind. Nach ihrer Rückkehr geht die Band die nächste Seven-Inch You’ve Been Warned (1992) an – und trennt sich anschließend von Lynch, der durch Pete Guinan ersetzt wird.

    Nächster Halt: Shinbox, noch immer 1992, dem wieder eine Live-Ochsentour folgt, nach der sich die Band eine längere Verschnaufpause gönnt. Dead Man Walking wird 1994 ihr letztes Studioalbum sein, das dank der Songs Meatpacker und dem R.E.M-Cover The One I Love ein letztes Ausrufezeichen setzt. Es folgen schließlich noch eine Live-Aufnahme, eine handvoll Live-Auftritte und ein paar Demos, die allerdings bis heute noch nicht veröffentlicht wurden. Im Zuge der Reissues des Yuppicide-Backkatalogs und einer Anthology-Doppel-CD bestätigt Jones in diesem Jahr über die MySpace-Seite der Band eine erneute Europatour, die auch ein paar Stationen in Deutschland enthält. Pläne, noch mal gemeinsam ins Studio zu gehen, haben Yuppicide laut eigener Aussage allerdings nicht. Es soll zunächst nur bei der einen Reunion-Tour bleiben.

    Shinebox (Wreck-Age, 1993)
    Es wäre übertrieben zu behaupten, dass Shinebox nach dem Yuppicide-Debüt Fear Love eine großartige musikalische Weiterentwicklung sei. Yuppicide klingen in ihrer ohnehin nur drei Alben umfassenden Karriere halt immer und in erster Linie nach Yuppicide, hier allerdings mit mehr Zorn, einem souveräneren Zusammenspiel und einer minimalistisch-dreckigen, aber absolut passenden Produktion. Das Rezept lautet noch immer: Sie spielen New-York-Hardcore mit Punkwurzeln und haben Steve Karp in der Hinterhand, der Metal-Riffs einstreut. Allerdings heben sich Yuppicide durch zwei Dinge von der schieren Masse der Mitt-90er-NYHC-Szene ab – zum einen durch Sänger/Shouter Jesse Jones, der wie ein manischer Prediger mit voller Wut und emotionaler Zerrissenheit seine Texte unters Volk bringt und allein schon durch seinen starken Londoner Akzent hervorsticht. Wer in ihrer Hochphase in den Genuss einer Yuppicide-Liveshow kommt, weiß, wie dieser ausgemergelte Lulatsch unter voller Körperspannung stehend sein Mikrofon malträtiert. „Beeindruckend“ ist da schon eine stattliche Untertreibung, vor allem, wenn Jones mal wieder mit Kunstblut hantiert oder mit einem Doppel-D-Brüste-Motiv-Shirt auftaucht.

    Zumal Jones’ Texte auch noch knietief im beißenden und griffigen Zynismus stehen: „Jesus loves me/ Yes, I know/ Cause the TV told me so.“ Auch das hebt sich wohltuend vom „Fick das System“-Geschrei seiner meisten Kollegen ab. Hinzu kommt, dass ein Song wie Follow The Leader beinahe unbemerkt klassischen Two-Tone-Ska so umformiert, dass er perfekt in einen drückenden Hardcore-Part übergeht. Muss man ja auch erst mal hinbekommen. Ein Tipp zum Schluss: Mit der Doppel-CD Anthology: ’88-’98 ist vor kurzem eine komplette Yuppicide-Werkschau inklusive der bislang unveröffentlichten Demos aus dem Jahr 1998 neu erschienen, sodass Neueinsteiger keine exorbitanten Preise für gebrauchte CDs bezahlen müssen. Auf Vinyl sind die drei Studioalben der Band ohnehin gerade neu aufgelegt worden, auch wenn die von Yuppicide vorgenommene Neugestaltung der Cover leider größtenteils missraten ist.
    anspieltipps Socialization | New Jesus | Six Bullet Plan