Jonathan Inc.
Lost:Time

Obwohl sich Jonathan Inc. aus vier durchaus ambitionierten Musikern zusammensetzt, dient die Band doch Primär als Ventil für ihren Songwriter Jonathan Anderson. Der Chef nimmt die Fäden eben gerne selbst in die Hand: „Lost:Time“ wurde von Anderson nicht nur geschrieben, sondern auch produziert und gemixt. Unter dem weiten Mantel des Indiepop spielen die Kanadier mit Elementen aus Folk und Ambient. Mal führt das zu tollen, schnörkellosen Gitarrensongs wie „Impatient“ oder „100 Voices“, mal verlieren sie sich im Raum der hallenden Synthesizer (Long Gone). Sie selbst nennen ihre Musik „Dream-Folk“. Und diese Bezeichnung muss man hier von zwei Seiten betrachten, denn die Platte ist alles in allem über die halbe Spielzeit recht langatmig bis anstrengend ausgefallen. Die schier endlosen, wabernden Synthie-Spulen im fünfminütigen Instrumental-Finale „Time, Lost“ sind daher bezeichnend für das Problem auf „Lost:Time“. Die Band aus Langley klingt immer dann am besten, wenn sie geradlinige Songs in einfachen Strukturen aufgehen lässt, steht dem aber oft mit ihrem Hang zu trägen, dicht bepackten Sounds entgegen (auf „Lost:Time“ treffen sich Analog-Keyboards, Banjos und sogar Lapsteel-Gitarren). Da hilft auch die – bisher rein verbale – Rückendeckung von Seiten der kanadischen Indierock-Prominenz nicht: John K. Samson von den Weakerthans) zählt zu den Fans von Jonathan Inc. So oder so: Anderson und seine Band hätten gut daran getan, sich auf ihre Stärken zu beschränken und/oder ein Mini-Album zu veröffentlichen.