Fujiya & Miyagi
Ventriloquizzing

Das verschrobene Verständnis von Tanzmusik, das sich in der Politik des Labels zeigt, wäre in den frühen 90ern noch mit LoFi tituliert worden, heute bekommt es per se den Stempel „gediegene Electronica“. Eines der Flaggschiffe ihrer Flotte, Tunng, zelebriert seit Jahren eine Art Folk in Bits und Bytes und schwelgte in Sample-Eskapaden, bis sein aktuelles Album …And Then We Saw Land eine lustvolle Umarmung des Popsongs präsentierte. Mit Fujiya & Miyagi, die sich seit einem Jahrzehnt an einem Stil zwischen Krautrock und Northern Soul abarbeiten, steht eine zweite Full-Time-Hobby-Supergroup bereit, die Sofahintern in Bewegung zu bringen. Ihre Moog-getriebenen Patterns und Neu!-artigen Sequenzen legen das Fundament, der verhauchte, fast geflüsterte Gesang zwingt zum Mitbrummen. Vielleicht bringt eine zentrale Zeile im Song Tinsel & Glitter die Magie dieser Musik auf den Punkt: „We blend in with the furniture surrounded by tinsel and glitter.“ Es ist eine Art Einladung zum Sonntagnachmittagstee im Stehen, zu einer Matinée mit Hüftschwung, zu einer Party vor der Party, bei der auch die Eltern und Großeltern nicht verprellt werden. Denn dieser Groove spannt Brücken von den souldurchtränkten 60s über verqualmte 70er bis in die Lounge von nebenan. Undogmatisch, unextrem und schwerelos, ganz wie im Finale skandiert: „There is no center of the universe/ You’re not the center of the universe.” Sollte man öfter mal dran denken.