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    Tame Impala
    Innerspeaker

    VÖ: 05.11.2010 | Label: Modular/Rough Trade
    Text:

    2008 ärgerte eine Psychedelic-Rock-Band aus Perth die Konkurrenz, indem sie wochenlang die Spitze der Indie-Charts Australiens blockierte – frecherweise mit einer EP. Der folgt nun das erste Album.

    Und sollte „Innerspeaker“ auf eine ähnliche Hit-Quote kommen wie die „Tame Impala“-EP – drei der fünf Stücke wurden zu erfolgreichen Radio-Singles –, werden sich die vier diesmal wohl endgültig den kollektiven Groll ihrer Berufskollegen down under zuziehen. Sympathische Schlafzimmerblicke auf Bandfotos hin, vor Bescheidenheit strotzende Antworten in Interviews her. Viel mehr bewegt einen allerdings die Frage, was um Gottes Willen mit Australien und den Australiern gerade los ist, wenn es eine Band wie Tame Impala zu Chart-Stürmern schafft. Aus dem Stand und ohne Marketing-Maschinerie im Rücken.

    Denn Massenkompatibilität und der Sound dieser Band schließen sich grundsätzlich aus. Grobkörnig wie die Bilder im Booklet der CD hält es Bandkopf Kevin Parker auch als Selfmade-Produzent seiner eigenen Band: Die Gitarren kratzen, die Becken scheppern, und wenn der Kerl zu singen ansetzt, umhüllen Hall-Schwaden seine honigweiche Stimme.

    High Fidelity ist hier höchstens eine ferne Ahnung. „Tolle Produktion!“, meinten wir kürzlich, als Innerspeaker mal wieder im Büro lief und Lohrmann zufällig den Kopf durch die Tür steckte. „Welche Produktion?“, fragte er und zog den Kopf naserümpfend wieder heraus. So ist es wohl mit Tame Impala und ihrer verhuschten, verzauberten ersten Platte: Diese Klangästhetik hat dich sofort – oder sie kriegt dich nie. In jedem Fall steht fest, dass sich die Band ihren 60s-Vintage-Fimmel leisten kann, weil ihr Songwriting genug Rückgrat und Klasse hat.

    Die Retrohaftigkeit der Musik ist hier kein bloßes Gimmick, sie erscheint Tame Impala einfach als das ideale Outfit für ihre Songs, von denen sich wenigstens die Hälfte als Hits entpuppt. Und man muss schon weit zurückblicken, um eine Psych-Rock-Platte mit so vielen guten, griffigen Stücken und einer so in sich geschlossenen Stimmung zu finden. Man könnte sagen: Tame Impala haben das beste Genre-Album seit Dungens Ta Det Lugnt von 2005 aufgenommen, vielleicht sogar das beste Dungen-Album seither. Denn die Parallelen in Sound und Stil sind groß. Wesentlicher Unterschied: Tame Impala haben es weniger mit Hendrix-Gitarren, dafür umso mehr mit dem Gesang der fortgeschrittenen Beatles, circa Revolver. Textlich ist Innerspeaker derweil eindeutig das Dokument der jungen Musiker, die es geschrieben haben. Es geht um unerwiderte Liebe, den Auszug aus dem Elternhaus, Todesfälle in der Familie und komische Stimmen im Kopf. Womit man sich eben so rumschlägt, wenn man gerade der Kindheit entwachsen ist.

    Anspieltipps: It Isn’t Meant To Be | Lucidity | Solitude Is Bliss

    weitere Platten

    The Slow Rush

    VÖ: 14.02.2020

    Currents

    VÖ: 17.07.2015

    Lonerism

    VÖ: 05.10.2012