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    Local Natives
    Gorilla Manor

    VÖ: 29.01.2010 | Label: Pias / Rough Trade
    Text:

    Wäre Kate Nash fünf schnauzbärtige Kalifornier mit einem Herz für Vampire Weekend und die Fleet Foxes, dann wäre das hier ihr zweites Album.

    Natürlich hat die amerikanische Presse sofort die exotischen Beats der einen und die himmlischen Melodien der anderen Hipster auf dem ersten Album von Local Natives wiederentdeckt. Untergegangen ist dabei (wohl auch, weil die Band zunächst auf Festivals auf sich aufmerksam machte), was für fantastisch umständliche Geschichten in den originell betrommelten Songs stecken. „The lane next over is always faster“ beginnt etwa „World News“ ganz harmlos, als ginge es um irgendeine belanglose Metapher. Doch dann setzt der perfekte Chor ein, macht „dududu“ und „oh“ und erzählt von einer Bombenmeldung im Radio, Mamas besorgtem Anruf, weil sie den Bruder nicht finden kann, und wie man schließlich, nachdem man sie nicht genervt angeschrieen, sondern getröstet hat, auflegt, „As you think, the bad feeling so bad makes the good so good.“

    Ist das schon Religion?

    So detailliert hat seit der jungen Britin Nash jedenfalls niemand mehr irgendwas beschrieben und so besonnen lange keine ironisch gekleidete Band mehr das Leben in seinen Essenzen betrachtet. Dabei reißen sich Local Natives stets in letzter Sekunde zusammen und wickeln jedes Drama schließlich doch zur ordentlichen Harmonie auf. Die Stimmen klingen außerhalb, das Atmen nah wie durch Gitterstäbe. Das Schlagzeug hallt und klockt und zischt wie von Indianern mitten in eine leere Fabrikhalle getragen. Die Füße im Staub, die Köpfe ein weites Stück über den Schultern. Selbst wenn sie vermeintlich schlicht „I‘ve got money now/ C‘mon baby“ singen, ist das eher hochkalkulierte Phrase als echtes Feuer. Aber dann, Break, Schreie. „Hear my voice, move my hair/ I move it around a lot, but I don’t care what I remember.“ Gerade noch so hübsch harmlos, jetzt so zwickend. Gleich: umso schöner und sonniger und soap-soundtrackiger, weil es wirklich nicht ums Erschrecken geht. „Know that even with your doubts it’s okay/ Take into account that it’s not about to change/ Who knows/ Who cares.“ Dann fängt auch noch die Geige an.

    „Gorilla Manor“ ist zu anständig für einen Road Trip, zu ätherisch für die Disko, eigentlich zu eigen für die ganzen Vergleiche. Wo andere mit den Rhythmen Springspiele spielen würden, reihen sich die Debütanten umso ordentlicher zum dreistimmigen Gesang auf. Wo man sonst nach kalkulierten Ausbrüchen die Uhr stellen kann, steigen hier höchstens Geige und Klavier ein und machen die Tür vorsichtig hinter sich zu. Klatschen können sie aber trotzdem. Geht so unspektakulär der nächste Hype? Mit ein bisschen Glück gehen so die nächsten fünf Jahre.

    Anspieltipps: World News | Camera Talk | Who Knows, Who Cares

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