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    Jochen Distelmeyer
    Heavy

    VÖ: 25.09.2009 | Label: Four Music/Sony
    Jochen Distelmeyer - Heavy

    Vier-Ohren-Test

    Was zu erwarten war: Jochen Distelmeyer liefert Affront und Umarmung in nahezu perfekter Symbiose. Wer sich bereits zu Blumfeld-Zeiten von ihm herausgefordert sah, wird dank „Heavy“ Schaum vor dem Mund haben. Schon die Geste, dass er sein erstes Soloalbum mit der Akustik-Nummer „Regen“ eröffnet, kann man als einen hinter vorgehaltener, schützender Hand ausgestreckten Zeigefinger wahrnehmen: So, Feuilleton, da bin ich wieder – und jetzt kommst Du. Das Leben nach Blumfeld hat für Distelmeyer viele Facetten, und fast alle sind einem wunderbar vertraut. Ob „Lass uns Liebe sein“, das sich an „Eintragung ins Nichts“ anschmiegt oder „Nur mit dir“, das seinen Ursprung neben „Die Welt ist schön“ hat – die Songs enden in einem Schmelztiegel aus Aufrichtigkeit, Dandytum und dem letztlich entscheidenden Bisschen Zurückgezogenheit. Wenn Hauke da mit hilflosen Virginia Jetzt!-Anwandlungen kommt, kann man jeden Leser nur noch zum Selbstversuch aufrufen und vor den vermeintlichen Folgen warnen. Unsäglicher Münchener-Freiheit-Pop dort, elaborierte Popmusik mit deutschen Texten hier. Und wenn Distelmeyer die E-Gitarre wie in „Hiob“, „Wohin mit dem Hass?“ – wieder so eine klar polarisierende Geste, mit der er sich an der Tonleiter hochsingt – oder „Er“, das an „Mein System kennt keine Grenzen“ erinnert, auspackt, dann ist jegliche vermeintliche Konkurrenz sowieso schnell zersägt und in Kisten verpackt.
    8/12 nils klein

    Letzten Monat an dieser Stelle Virginia Jetzt! verteidigen, jetzt auf Distelmeyer rumhacken? Doch, das geht. Da kann Kollege Nils noch so wenig Verständnis zeigen. Das hier ist schlimm! Zugegeben, großer Blumfeld-Fan war ich nie. Dafür habe ich ein umso größeres Herz für deutsche (Indie-)Popmusik. Das mag sich beißen, klar. Warum berührt mich das hier also nicht? Es muss an den Texten liegen. Distelmeyer kommt nicht auf den Punkt, selbst wenn er in Liedern wie „Bleiben oder Gehen“ drei Strophen lang um ihn herum hüpft. Das geht schlichter, mit gleichem Inhalt (genau, VJ!), direkter, treffsicherer (Tomte) oder komplizierter und trotzdem besser (etwa Kettcar). „Ist es das wert, und was hält mich noch hier?“ Gute Frage, nächster Song. Während Virginia Jetzt! der Indiepolizei den Sargnagel wenigstens höchstselbst aus der Hand reißen, um ihn mit Hilfe des Münchner-Freiheit-Sängers in ihre Holzkisten zu treiben, gilt Jochen als glaubwürdig? Verstehe ich nicht. Und dazu diese Rock-Bemühtheit in „Wohin mit dem Hass“ oder „Hinter der Musik“, gegen die seine Stimme kaum ankommt. Will das eigentlich irgendwer von ihm hören? Dann lieber konsequent mit Watte schmeißen, statt sie schwarz anzumalen, um sie als Stein zu tarnen. Und um auf den letzten Metern noch schnell persönlich zu werden: Spätestens, wenn man das Hannibal-Lecter-Kaugummi-Backcover von „Heavy“ entdeckt hat, wird es Zeit, wieder „L’Etat Et Moi“ zu hören.
    4/12 hauke hackstein

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