Malcolm Middleton
Waxing Gibbous

Ach, Selbstbewusstsein muss etwas Schönes sein! Malcolm Middleton singt jetzt schon seit fünf LPs vor allem über seinen Mangel daran, so dass sich fast schon ein neues Genre aufmachen ließe. Grummelfolk vielleicht, oder Neuropop. „Everything I do is redundant, everything I say is a lie“, kommt es einem auch schon wieder auf „Waxing Gibbous“ entgegen, und es fühlt sich ein bisschen an wie Schulanfang nach langen unbeschwerten Sommerferien. Middleton überspringt bei seinen Selbstbezichtigungen gerne die Stufe der kitschigen Schüttelromantik, auf der die Sensibelchen aus der Emo-Ecke so gerne hocken und singt stattdessen lieber gleich über seinen Bierbauch oder über den Herbst, die „fucking cunt“. Wenn es ihm allerdings gut geht, dann auch so richtig. „Fuck It, I Love You“ titelte er auf „A Brighter Beat“, diesmal zieht er die „Red Travellin’ Socks“ an und kehrt Glasgow den Rücken, wobei der schottische Akzent natürlich mitkommt. Malcolm Middleton scheint sich als lebender Archetyp zu gefallen, als bärbeißiger Loner mit dem weichen Herz, der seiner whiskygetränkten Seele schmerzhaft schöne Wahrheiten abringt und anschließend vor Befangenheit fast vergeht. Das Publikum dafür hat sich inzwischen auch eingefunden und staunt zurück. Demnächst: Malcolm-Middleton-Texte im Poesiealbum.