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    Ben Folds
    Way To Normal

    VÖ: 26.09.2008 | Label: Epic/Sony BMG
    Text: Daniel Gerhardt
    7 / 12

    Eindrücklich vorgeführte Hassliebe zwischen Mensch und Klavier: Ben Folds hämmert wieder auf Schwarz und Weiß ein, bis noch der letzte Popsong klein beigibt.

    Einmal schon bekam er sogar Ärger, nachdem der geliehene Flügel bei einem seiner (glücklicherweise nicht mehr ganz so seltenen) Deutschlandkonzerte doch sehr unter Ganzkörper-Akkorden und sonstigen Attacken gelitten hatte. Folds aber hat daraus gar nichts gelernt: Schon in „Hiroshima (B B B Benny Hit His Head)“, dem ersten Stück seines dritten Soloalbums „Way To Normal“, misshandelt er wieder die Tasten und erzählt mit penibler Detailtreue, wie er bei einem Auftritt in Japan einst in den Orchestergraben stürzte. Der Songtitel dazu ist ausnahmsweise kein Ben-Folds-Humor mit Hang zur Brechstange; er nennt nur den Ort des Unfalls und macht anschließend Platz für ein live aufgenommenes Elton-John-Tributlied, bei dem die Publikumsbeteiligung spätestens in der zweiten Minute zum tragenden Baustein wird. Derart in Stimmung geschunkelt, fliegt „Way To Normal“ zunächst als überschäumend lebhafte Songsammlung an einem vorbei. „Dr. Yang“ schmeißt sich in ausgemachte Radau-Refrains und aufgeregte Zwischenspiele, „Effington“ beschwört das überkandidelte Theater der Boomtown Rats derart überschwänglich, dass es beinahe zur Parodie wird, und „Free Coffee“ ist mit eigenartig rauschendem Music-Maker-Beat das große, gescheiterte Experiment der Platte. Wer in die Geschichten hinter dieser mitunter sehr hemdsärmeligen Ruppigkeit einsteigen will, braucht deshalb Sitzfleisch und Eigeninitiative: Die weder besonders aufregende noch sinnvolle Fingerübung „Before Cologne“ beispielsweise versperrt zunächst den Eingang zu „Cologne“, das verbitterte Selbstgespräche zu Tourleben und Fernbeziehungen führt. Wie wahrhaft empfundene Liebe auf „Way To Normal“ geht, zeigt gleich anschließend das wiederum stürmische „Errant Dog“: Folds jagt seinem entlaufenen Hund hinterher und investiert dabei ungleich mehr Herzblut als in die abgeschmierte Romanze aus dem vorausgegangenen Song. Frauen haben es auf Ben-Folds-Platten eben schon immer schwer gehabt – die vorgeschobene Leichtigkeit und trügerische Harmonie von „You Don‘t Know Me“, einem Duett mit Regina Spektor, müssen für „Way To Normal“ deshalb schon als große Erfolge gelten. Auch wenn „Kylie From Connecticut“ das Album mit zärtlicher Vorsicht beendet, bleibt Ben Folds schließlich das Schlimmste, was einem Klavier passieren kann. Als Musikfan kann man es aber bedeutend schlechter erwischen.

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