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    The Streets
    Everything Is Borrowed

    VÖ: 26.09.2008 | Label: Warner
    Text: Zlatan Alihodzic
    8 / 12
    The Streets - Everything Is Borrowed

    Das musikalische Care-Paket für den gesetzten Musikfreund öffnet sich wieder. Und wie immer hat Mike Skinner eine Wundertüte gepackt.

    „Everything Is Borrowed“ ist das vierte von fünf Alben, für die der Brite einen Plattendeal haben soll. Danach möchte er das Projekt The Streets sterben lassen. Und ein wenig ist es mit der neuen Veröffentlichung schon gestorben – um in einem neuen Körper wiedergeboren zu werden. „Everything Is Borrowed“ ist sicher kein Phönix, der aus der Asche steigt, eher ein süßes Kätzchen. Die Wut, die noch auf „Original Pirate Material“ zu hören war, ist längst verflogen; die Energie von „A Grand Don’t Come For Free“ hat es nicht; die Elektro-Sounds von „The Hardest Way To Make An Easy Living“ wurden fast völlig vom Sampler getilgt. Was bleibt, ist ein Mike Skinner, der seine kitschige, verspielte Seite nach außen kehrt und schöne Musik macht. Der namensgebende Opener der Platte, gleichzeitig die erste Single, zeigt schon die Richtung an: Entspannt geht der Rapper ans Werk, im Chorus gibt es Singsang mit Frauen-Unterstützung, der Beat ist beinahe orchestral angelegt – selbstverständlich mit den spärlichsten Mitteln. Dazu gibt es die spirituelle Erleuchtung gratis: „I came to this world with nothing, and I’ll leave with nothing but love/ Everything else is just borrowed.“ Ein wirklich netter Song, ein bisschen fröhlich. Und von happy zu Hippie ist es dann nicht mehr weit: „Heaven For The Weather“ (hat nichts mit dem Lostprophets-Stück gemein) greift musikalisch 30 bis 40 Jahre zurück. Es rasselt und orgelt, während Skinner einen netten Plausch mit dem Teufel hält. Und weiter geht die wilde Jagd: In „I Love You More (Than You Like Me)“ hält sich der 29-Jährige für ein Mitglied der Aristocats und wagt sich an einen weichgespülten Jazz. Dann kommt endlich der erste Track, bei dem sich der gemeine Streets-Fan gut aufgehoben fühlt: „The Way Of The Dodo“. Die Bassdrum darf sich im Viervierteltakt vergnügen, während Skinner mahnt, dass nicht die Welt in Gefahr sei, sondern die Menschheit, die früher oder später eben den Weg des Dodos gehen und in der Versenkung verschwinden werde. Früher hätte er wenigstens noch eingeräumt, dass das mit einer Flasche Brandy als Wegzehrung gar nicht so unangenehm wäre. In den folgenden Stücken wagt Skinner keine großen Experimente, die Songs kommen auch gut ohne aus. Erschreckend: So wie „The Sherry Ends“ anläuft, könnte auch Robbie Williams ein Lied beginnen. Doch das ist nicht das einzige Zeichen dafür, dass „Everything Is Borrowed“ ein Verkaufsschlager werden dürfte. Die Platte ist abwechslungsreich, kein bisschen sperrig, und man nimmt Skinner ab, dass er allen Kitsch ernst meint. Er ist noch immer auf den Streets – aber nur noch einmal abbiegen, dann landet er auf der Oxford Street.

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