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    Wolf Parade
    At Mount Zoomer

    VÖ: 20.06.2008 | Label: Sub Pop/Cargo
    Text:
    9 / 12

    Überraschung: Die Kanadier haben aufgeräumt. Dass aber auch das nicht auf normalem Weg verläuft bei ihnen, war zu erwarten.

    Man vermutete im Vorfeld eher ein über den Hörer hereinbrechendes Chaos ungeahnten Ausmaßes. Spätestens, als Sänger und Keyboarder Spencer Krug das herrlich verschrobene Sunset-Rubdown-Album veröffentlichte, dachte man, dass auch die nächste Wolf Parade von verqueren Indierock-Welten erzählen wird, die ihre mühsam aufzuspürenden Strukturen aus einer polternden Klang-Ursuppe heraus entfalten. Weit gefehlt: Auf ihrem zweiten Album kommt die Fünf-Köpfe-Band aus Montreal deutlich fokussierter um die Ecke. Die Instrumente sitzen allesamt am richtigen Fleck, halten den Rhythmus und kommen bemerkenswert auf den Punkt. Dabei ist die Entstehung dieser neuen Klarheit erneut nichts anderes als ein unkonventionelles Experiment, als welches man die Grundidee von Wolf Parade ohnehin begreifen sollte: In der bandeigenen Kirche ihrer guten Kumpels Arcade Fire nahmen sie lange, improvisierte Sessions auf, um diese anschließend mittels Copy-&-Paste-System zu Songs zusammenzufummeln. Erstaunlich dabei, dass der Session-Charakter bis auf wenige Ausnahmen weitestgehend auf der Strecke blieb. Denn eher das Gegenteil ist der Fall: Auf „At Mount Zoomer“ klingen Wolf Parade dichter und konkreter, als man das je erwartet hätte. Klar, es gibt Ausnahmen: Das abschließende, elfminütige „Kissing The Beehive“ ist so eine, bei der die Band den Hörer tief in eine spontan musizierte Band-Introspektive zieht und aufzeigt, was geschieht, wenn die fünf einfach mal laufen lassen. Da sind sie wieder: das herrlich durchdachte Chaos, der Ringfight knödelig brummelnder Indie-Instrumentarien sowie die Erwartungshaltung an den Hörer, gefälligst mitzuarbeiten, wenn man verstehen will, was da passiert. Doch der große Rest der leider nur neun Tracks ist Song, Song, Song, mit dringlichen Strukturen, eindringlichen Melodien und verhaltenen Momenten der Ruhe (das allein ist eine kleine Wolf-Parade-Sensation). Dabei loten sie auch neue Stilistiken aus, wie in „Fine Young Cannibals“, das zeigt, dass selbst Bluesrock alter Schule in ihrem Kontext Sinn hat. Kurzum: Es ist ein anderes Gesicht, das uns Wolf Parade hier präsentieren. Das Gesicht hemmungsloser Künstler, die beim Debüt noch gekonnt einfach Farbe an die Wand spritzten und sie verlaufen ließen, nun aber komplexe, in sich stimmige Bilder zu malen imstande sind. Beides steht ihnen gut. Es bleibt spannend, da oben in Kanada, wo die Indiebands herkommen, die einfach anders sind.

    weitere Platten

    Thin Mind

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