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    Night Marchers
    See You In Magic

    VÖ: 30.05.2008 | Label: Vagrant/Rough Trade
    Text:
    8 / 12

    Zurück in die Reis-Zeit. Seine Night Marchers können alles, was eine John-Reis-Band können muss. Innovativ war er lang genug. Jetzt zählen seine Tugenden.

    Man lasse „See You In Magic“ anlaufen und bemerke die ersten davon auf Anhieb: Reis‘ Riffs, die so dermaßen rock’n’roll sind, die aber nie Rock’n’Roll mit Malen nach Zahlen, Musik dem Effekt willen oder gar simpler Stumpfheit vertauschen. Irgendetwas findet sich in dem Spiel des RFTC-Erfinders sofort, das die Stimmung ins Nachdenkliche drückt, dem man zuhört. Seien das seine seltsamen Textfetzen („In Dead Sleep (I Snore ZZZZ)“!), seine traurigen Zwischenspieler in selbigem Song über sturem Schlagzeug. Oder dieser Wipers-Vibe in „Jump In The Fire“. Klar hat Speedo das hier unter seiner Fuchtel. Man hört das. Zuerst kann „See You In Magic“ sogar ein bisschen enttäuschen, so sehr hört man das. Und auch weil diese Musik weder so sperrig-interessant ist wie die der Hot Snakes noch so voll des speziell coolen Anzug-Feelings, das Rocket From The Crypt ausstießen. Hört man öfters und genauer, setzen sich die Night Marchers letztendlich aber genau in die Mitte der beiden Vorgängerbands. Reis macht sich keinen großen Kopf, klingt unbeschwert. Was der Typ alles schon geschafft hat, beschreibt Kollege Jan in seinem Band-Überblick ab Seite 64. Wenn es je Voodoo-Country gegeben hat, dann hat John Reis ihn auf diesem Album mit „Branded“ erfunden. Und das passt toll zur Geschichte der uralten Krieger auf Hawaii, die lange tot sind, auf den ehemaligen Schlachtfeldern aber ungehindert umherspuken – Fackeln in der Hand, ihre Augen auf dich gerichtet. Und siehst du hinein, verschwindest du und tauchst auch nicht wieder auf. „Branded“ ist der Soundtrack dazu. „Who’s Lady R U?“ atmet ein wenig Hot Snakes – später auch „Bad Blood“ -, ersterer wird aufgepeppt mit Schrengel-Orgeln. Der Refrain gemahnt an RFTC. Wie schön! Speedo besingt die Löcher in seinem Herzen („You’ve Got Nerve“) und spielt 70s-Rock-Licks hinzu. Schmierigen Fast-schon-Rockabilly liefert uns „Open Your Legs“. Kneipen-Rock’n’Roll mit Kneipenlyrik. Klappt ebenfalls. Wie man dann den Geist eines Sonderklassestücks wie „Paint It Black“ wiederbelebt und doch in eine neue Sprache übersetzt, zeigt uns Reis mit „And I Keep Holding On“. Wer sich so was traut und damit durchkommt, darf das Kinn hoch tragen. Wir stellen also fest: San Diegos Kreativ-Düse wird und wird nicht uninteressant. Da wüscht man sich beinahe, dass er die Night Marchers schnell auflöst, damit wir sehen, was danach kommt. Gemein, was?