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    I Hate Sally
    Don't Worry Lady

    VÖ: 16.11.2007 | Label: Vagrant/PIAS/Rough Trade
    Text: Jens Mayer

    Sie tobt, sie kratzt, sie spuckt und beißt! Sally ist kein braves Mädchen. Sie ist verdammt sauer und will, dass das jeder weiß. Doch unterschätzt sie nicht, sie ist mehr als eine Krawall-Göre.

    Echt, da schreit eine Frau? Seit Walls Of Jericho sind Frontfrauen in der Hardcoreszene nichts Besonderes mehr, aber so richtig kriegt man das Bild der zierlichen Dee Presscott nicht mit dieser Stimme zusammen, die einen da niedermäht. Ist aber so, und das ist dann ja auch per se schon einmal ziemlich beeindruckend, auch wenn diese Tatsache alleine noch kein Album-Highlight ausmacht (wie Walls Of Jericho beweisen), da müssen schon auch größere musikalische Taten her. Nach zig Besetzungswechseln (die Liste der ehemaligen Bandmitglieder ist länger als die des aktuellen Line-ups) scheinen sich die Kanadier mit dem zweiten Album nun endlich gefunden zu haben und legen eine Platte vor, die wenig Zeit zum Luftholen lässt. „Sorry, that I feel so angry“ heißt es in „Hannah Hannah“ (jeder Songtitel wurde nach einer biblischen Protagonistin benannt) bezeichnenderweise, doch Leid tun muss ihnen dieser gebündelte Wutbrocken doch gar nicht, vor allem, weil es nicht nur darum geht, alles niederzuschreien. Denn wer hinhört, merkt, dass unter dieser Chaos-Core-Decke mit Thrash/Punk-Einschlag enorme musikalische Fertigkeiten stecken. Wo hat Schlagzeuger Mark McGee eigentlich seine zusätzlichen Arme und Beine versteckt? Und auch Gitarrist Marc Garniss hat sich was abgeschaut, bei den Metal-Meistern der 80er, wie man zum Beispiel bei „Iscah’s Life“ nachhören kann. Überhaupt, dieser Song: Wann hört man bei musikalisch-vergleichbaren Bands denn einmal etwas Entsprechendes, das acht Minuten lang ist (und funktioniert)? Das darauf folgende „Iscah’s Cancer“ ist ein zweiminütiges instrumentales Postrockstück, das aufatmen lässt, ehe „Bathsheba Of Seven“ und „Mary! Mary“ wieder alles in Grund und Boden hauen. Noch nicht genug? Okay, „Anna’s Empty Conscious For The Blessed“ lässt sich fast zehn Minuten Zeit, um endgültig klarzustellen, dass Kurt Ballous Hände und Ohren (hier für den Mix zuständig) Qualitätsgaranten sind. Das abschließende „Eve, Be Dear To Him“ macht den Deckel zu und schließt (zumindest dem Titel nach) versöhnlich den Kreis zum Opener „Eve, Rule Over Him“. Wir verkünden lieber: Sally, you rule!