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    The Chariot
    The Fiancée

    VÖ: 13.04.2007 | Label: Century Media/EMI

    4-Ohren-Test

    Josh Scogin ist Ex-Sänger der christlichen Noise-Metaller Norma Jean. Warum er die Band verließ? Egal. Jedenfalls versammelte er schnell ein paar Freunde um sich, gründete The Chariot. Die klingen ebenso atemberaubend wie Norma Jean. Dem Debüt von 2004 folgt „The Fiancée“. Nach den Aufnahmen verließ Bassist Joshua Beiser die Band, und Gitarrist Keller Harbin stieg bei Every Time I Die ein, den ähnlich klingenden, rockigeren Kollegen aus Buffalo. „The Fiancée“ ist also schon länger im Kasten, doch erst jetzt darf die Welt diesen Klapsmühlenkrach empfangen, ’türlich im Namen des Herrn. Aber stecken wir uns das Christentum sonstwohin und besinnen uns aufs Wesentliche: die Musik. Mathematik-Krawall, der meist auf Melodien scheißt. Der asoziale Opener „Back To Back“ würgt den Verstand an der Gurgel. Aber The Chariot können auch anders. „And Shot Each Other“ sowie das Finale „The Trumpet“ bestechen durch die Choräle der Sacred Harp Singers, wie es in Gottesdiensten im Süden der Staaten typisch ist. Das spirituelle Spektakel hat den Aha!-Effekt auf seiner Seite. Immer heraus mit den Ideen, immer herein mit den Gästen. Deshalb schaut auf „Then Came To Kill“ Paramore-Sängerin Hayley Williams vorbei. Sie kontrastiert mit ihrer friedlichen Stimme das infernalische Dauerfeuer. Das ist Katharsis-Metalcore, wie er sein sollte.
    Jan Schwarzkamp 8

    Metalcore ist eine Mischung aus zwei Gitarrenmusikrichtungen, die meiner Oma so überhaupt nichts sagen werden: Hardcore-Punk und Extreme Metal. Aus den USA. Woher auch sonst? The Chariot stammen aus Georgia. Das liegt in den Südstaaten. Da ist man extrem religiös. Deswegen ergibt es auch Sinn, dass The Chariot ihrem Glauben eine andere, lautere Plattform einräumen als die normalem Kanzelprediger. Wobei sich die Frage stellt, warum man Texte mit bedeutungsvollem Inhalt schreibt, wenn man sie sowieso nicht verstehen kann. Ihr Verfasser Josh Scogin war früher bei Norma Jean, dann hatte er keine Lust mehr. Würde man meiner Oma beide Bands hintereinander vorspielen, würde sie den Unterschied nicht bemerken. Krach ist Krach. Oder doch nicht? Wie findet man Zugang zu einer Musik, die qua definitionem mehr Einstellung und Gesinnung projiziert als ein modischer Irokesenschnitt? Was muss da in der Jugend anders gelaufen sein? Meine Oma sagt, dass die Jugend heutzutage keinen Respekt mehr habe, vor rein gar nichts, noch nicht mal vorm Alter. The Chariot bilden eine rühmliche Ausnahme. Sie haben Gott sei dank eine Platte aufgenommen, die nur eine halbe Stunde lang ist, qualitativ von Slayers „Reign In Blood“ aber mehr als zwanzig Jahre entfernt. Und dass acht von neun Songtiteln Zeilen aus einem Gedicht sind und sich hintereinander gelesen sogar reimen, macht es auch nicht besser.
    Jörg Staude 4