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    Okkervil River
    The Stage Names

    VÖ: 31.08.2007 | Label: Jagjaguwar/Cargo
    Text:
    Platte des Monats
    Okkervil River - The Stage Names

    „Our Life Is Not A Movie Or Maybe“ – selten begann eine Platte mit einem so unentschlossenen Titel. Und selten stand dahinter ein so entschlossener, euphorischer Folkrocksong. Aber das geht in Ordnung. Denn es ist symptomatisch für Okkervil RIvers neues Album.

    Was zwischen ja und nein, schwarz und weiß alles in einem passieren kann, ist immer noch kaum zu erahnen. Und wer ständig von den Lieben hört, sie oder er solle sich endlich mal entscheiden und dann gefälligst auch dabei bleiben; und wer dann trotzdem noch heimlich weiterzweifelt, die oder der ist hier goldrichtig. Denn hier ist nichts eindeutig, und das wird auch noch gefeiert. Sänger und Songschreiber Will Sheff misst im Eröffnungssong derart leidenschaftlich das Leben im Film mit der Realität, dass man sich wie im Film fühlt und es durchaus genießt. Einige preisen Will Sheff schon länger, schätzen seine Songs, mögen seine stets leicht emotional bebende Stimme, seine lyrischen, wortreichen Texte und somit auch seine bisher recht dunkle Folkrockband aus Texas, deren Pulsschlag er ist. Mit ihrem letzten Album „Black Sheep Boy“ und dem prompten Nachschlag „The Black Sheep Boy Appendix“ erregten Okkervil River erstmals größere Aufmerksamkeit und begegnen den ersten öffentlichen Erwartungen ihrer Karriere nun großteils beschwingt, rockig und mitreißend, wie auch das folgende „Unless It’s Kicks“ beweist. Auf der ruhigen Seite sorgt vor allem das balladesk-folkige „Savannah Smiles“ für geschlossene Augen, da es dank einer liebevollen Inszenierung samt Xylophon weit über bloßes Singer/Songwriter-Material hinausgeht. So sind Okkervil River 2007 eigentlich eine klassische Band in einer sich leerenden Kneipe zuhause in Austin – junge Lokalhelden, die viel wollen und können, beenden einen langen Tag mit guten Songs. Gern hört man ihnen zu, wie sie voller Hingabe altbewährte Zutaten in ein alternatives Gewand stecken. Spätestens beim ersten Hören des abschließenden „John Allyn Smith Sails“ aber krallt man sich das Textheft: Dieses anfangs recht besinnliche Lied entgleitet in ein süffisantes musikalisches Zitat eines Traditionals, das durch eine Version der Beach Boys namens „Sloop John B“ weltberühmt wurde, während Will Sheff kurzerhand den Selbstmord des Poeten John Berryman alias John Allen Smith nachzeichnet – und zwar aus dessen Sicht während seines erfolgreichen Sprunges von der netterweise daneben mit einem Schnappschuss abgebildeten Brücke: „I’m sorry to go, I loved you all so, but this is the worst trip I’ve ever been on!“ Wenn diese Platte dunkel ist, dann durch ihre Texte. Ständig sorgen sie für ein Schwanken zwischen Schönheit und Verbitterung, bei der selbst die Künstler ihr Fett wegbekommen. Im beschwingten „Plus Ones“ heißt es gleich zu Beginn: „Und niemand will ein Lied über den 100. Luftballon hören, der gesehen wurde, als er von einem Fenster deines Zimmers aufstieg, um ein Fleck gegen den kolossalen Schimmer des Himmels zu sein und entleert zu landen in einem Nachbarstaat, der bestreut ist mit 99 anderen.“ Ist das Understatement? Fatalismus? Ganz so ein kleines Licht wie der gute Will es da schildert, ist diese Platte jedenfalls nicht.

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