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    Kommando Sonne-Nmilch
    Jamaica

    VÖ: 27.07.2007 | Label: Buback/Indigo
    Text:

    Jens Rachuts Plan geht auf: Mach kaputt, was dich langweilt. Der Kern bleibt, die Leute nicht. Rachut scheißt aufs Familienmodell Band und macht ein Nebenprojekt zur Hauptgruppe.

    Das Kommando Sonne-Nmilch bürgte von ’98 bis ’07 für elektronische Collagen abseits der Punkrock-Welt, hatte also mit Oma Hans nie viel gemein. Außer Bernhard Schlauch, das ist Rachut. Sein Mitstreiter Brezel Göring (Stereo Total) und Gäste vom NoMeansNo-Gitarristen bis Carol von Rautenkranz (oder doch ein Pseudonym?) halfen Rachut dabei, zwei Kommando-Sonne-Nmilch-Platten kaputt und abstrakt genug zu machen, um zuletzt Falk Albrecht vor dem regulären VISIONS-Punktesystem kapitulieren zu lassen. Und 2007? Verballertes Sing-Sprech-Theater ade, leatherfacige Dreckpunkschleuder ahoi. Wir sind wieder da, wo Oma Hans gingen. Auf einem Umweg, aber wir sind da. Und es geht weiter mit dem Kommando. Stephan Mahler (Slime, Angeschissen) trommelt – sein Finger ist wieder dran. Blumen-und-Dackelblut-Gitarrist Andreas „Der Inder“ Ness ist dabei, Ronny Kastanienallee am Bass. Zusätzlicher Gesang von Theaterschauspielerin Yvon Jansen. Rachut singt diesmal nicht „Tour de Fronz“, dafür aber Band wie „Bennt“. Na Gott sei Dank! Er schimpft und schimpft in großen Bildern, längst selbst auf dem Hosenboden der Tatsachen angelangt. Von dort erzählt er uns von Löchern. Tiefer und dunkler „als der alte Arsch eines Gorillamännchens“, und vom Sommerloch, in dem man sich blaugefroren windet. Was er da singt, ist wieder voller ernüchternder Visionen von Tod und Ende. „Wir treffen uns nicht in Hamburg, und bestimmt auch nicht… im Paradies“ („Schwan“). Man schluckt den Kloß hinunter. Es kommt der nächste. „Bekomm grad eine Karte/ Von der Hochzeit, hatte Glück/ (Sie) sind endlich weggezogen/ Ich blieb allein zurück/ Später ging ich sterben/ Aufgefunden im warmen Moor/ Von Vögeln aufgefressen/ Nichts hat mehr funktioniert“ – dann wünscht Rachut den Vögeln Mumm, und dass sie seine Reste „über den beiden loslassen“. Es fehlt die menschliche Wärme – „Ich lieb dich nicht, und sag’s dir gleich/ Noch warte ich – worauf, das weiß ich erst beim nächsten Mal“ in „Ottawa“. Das war immer so bei Rachut. Andere haben diesen Missstand besungen, aber nie tut’s so weh wie bei ihm. Ein einziges Hallo mit den privaten Ängsten. Denen vor den eigenen Unzulänglichkeiten und der Verlogenheiten. Das trifft tief und lange. „Angst macht keinen Lärm“, behauptet ein Song von Angeschissen. Das stimmt nicht; diese Angst hier macht sehr großen. Da lacht man nicht mal über das abgedruckte Rezept für Silvester-Krapfen. Eine Platte wie Abschminken.

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