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    Circa Survive
    On Letting Go

    VÖ: 22.06.2007 | Label: Equal Vision/Cargo
    Text:
    Circa Survive - On Letting Go

    „Blau, Violett, Grün, Orange und ihr Kontrast – das ist unsere Platte.“ Doch wie kann eine Platte ohne Höhepunkte ein Höhepunkt sein? Zweites Album, selbe Antwort: keine.

    „Wir lieben es, in Alben zu arbeiten, in Alben zu denken“, sagt Jan Müller von Tocotronic, einer Band, die sich mit Circa Survive sicher nicht viel mehr teilt als die ätherische, entrückte Grundstimmung ihrer jüngeren Alben. Circa Survive – und hier beginnt das Mutmaßen – lieben das auch: in Alben zu arbeiten, in Alben zu denken. Erstes und offensichtlichstes Indiz: Es gibt keinen Song auf ihrem zweiten Album, der eine gute Single abgäbe. Nicht einmal eine Single nach den ehrenwerten Maßstäben der kleinsten, feinsten Collegeradiostation der Welt. Das meinen wir, das meint Anthony Greens Bruder damit, wenn er sagt, dass er sich auch nach dem zehnten Hören nichts merken könne von „On Letting Go“: Es ist ein freies Album. Hitfrei, hookfrei, groovefrei („frei“ statt „befreit“, denn „befreit“ hieße „vorsätzlich frei“, und das wäre keine Feststellung, sondern eine Behauptung). In dieser Form also wird „On Letting Go“ zur Seltenheit unter den Platten, die es sonst auf diese Doppelseite schaffen. Denn Hits, wie sie Circa Survive rundum abgehen, sind üblicherweise Schlüssel zu jedem Album: Beim ersten und zweiten Hören bleiben die griffigsten Songs hängen, beim dritten bis fünften die weniger griffigen, danach die meisten, am Ende alle. Umso mehr ein Kunststück, dass „On Letting Go“ trotzdem keine Granitwand von Album geworden ist, deren einziges Schlupfloch man lange vergeblich sucht. Stattdessen steckt man sofort drin. Die dickschichtig sphärischen Gitarren, die vielen rhythmischen Kapriolen, das Wechselspiel mit der Dynamik, Anthony Greens kindlich weiche Stimme, die introvertierte Perspektive in seinen Texten, die Ahnung, es hier von Anfang an mit etwas zu tun zu haben, dem weder der muffige Begriff Progrock noch das sinnfreie, nein -befreite Etikett Emo gerecht würde: All das vor Augen und im Ohr, müsste man eigentlich hart knacken an diesem Album, das weniger nach einem Album klingt als nach einem einzigen, dreiviertelstündigen Song, der alle drei, vier Minuten sachte variiert wird. Doch nichts – „On Letting Go“ ist weder sperrig noch spröde noch öde. Es müsste, aber es will einfach nicht. Warum nicht, entzieht sich mal wieder dem alten Affen Sachverstand und soll gefälligst das Geheimnis von Circa Survive bleiben. Gutgehütete Geheimnisse kann die Rockmusik immer gebrauchen.

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